Wright Morris

Wright Morris wurde am 6. Januar 1910 in Central City, Nebraska geboren. Seine Kindheit in Nebraska war von vielen einsamen Stunden geprägt, denn die Mutter Grace Osborn Norris war bereits in der ersten Woche nach seiner Geburt verstorben und der Vater William Henry Morris aufgrund seiner Tätigkeit für die Union Pacific Railroad häufig abwesend. Der Beruf des Vaters brachte außerdem häufige Wechsel des Wohnortes mit sich, so dass der junge Wright Morris schon in frühen Jahren viele Eindrücke sammeln konnte, wobei er stets Nebraska als seine Heimat betrachtete. Von 1919 bis 1924 lebte er mit seinem Vater und dessen zweiter Ehefrau Gertrude in Omaha; zu seiner Stiefmutter hatte er ein gutes Verhältnis, da sie sehr viel jünger war als sein Vater und Wrights kindliche Freude an Spielen, Filmen und Süßigkeiten teilte. In dieser Zeit verbrachte er auch zwei Sommer bei seinem Onkel und seiner Tante auf einer Farm in Norfolk. Wright Morris besuchte bis 1933 das Pomona College in Claremont und unternahm in der Folge ein »Wanderjahr« durch Europa, das er später in Cause for Wonder (1963) verarbeitete.

Wright Morris kehrte kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in die USA zurück und begann sowohl mit dem Fotografieren als auch mit dem Schreiben. Die Verbindung von Fotografien und Text stellte einen wichtigen Faktor in seinem Schaffen dar und prägte sein Werk stark. Dabei verarbeitete er neben seinen eigenen Texten auch die Schriften anderer Autoren, so kommentierte er in seinem ersten veröffentlichen Foto-Text The Inhabitants (1946) seinen Landsmann Henry David Thoreau. Mit seiner Kunst bezog sich Wright Morris auch häufig auf Orte, an denen er gelebt oder die er besucht hatte. Die Zeit mit seinem Vater in Kalifornien fand Eingang in My Uncle Dudley (1942), in seinen Arbeiten The Home Place (1948) und The World in the Attic (1949) sind Fotografien der Farm seines Onkels und seiner Tante in Norfolk zu finden, außerdem tauchen darin Figuren auf, die stark an seine Verwandten angelehnt sind.

Wright Morris schöpfte seine künstlerische Inspiration vorwiegend aus seinen vielen ausgedehnten Reisen, die ihn durch die ganzen Vereinigten Staaten bis nach Europa führten. Seine scharfe Beobachtungsgabe und sein hohes Einfühlungsvermögen erlaubten ihm die Behandlung eines sperrigen Sujets: Seine Texte und Fotografien behandeln das Leben der Menschen in den Kleinstädten des Mittleren Westens aus verschiedenen Perspektiven. Seine zahlreichen Porträts des Alltags in den Great Plains vereinten in loser Folge Gewöhnliches und Bizarres und verraten auch etwas von den Schwierigkeiten, die Wright beim Schreiben oft hatte: An seinem ersten Roman My Uncle Dudley arbeitete er über acht Jahre lang, ohne dass ihn das Ergebnis je zufriedengestellt hätte. Für seine fotografische und literarische Tätigkeit erhielt Wright Morris Preise und Auszeichnungen, darunter den National Book Award für The Field of Vision im Jahr 1956. Sein letzter Roman Plains Song gewann 1981 den American Book Award.

Wright Morris starb am 25. April 1998 in Mill Valley, Kalifornien an einem Krebsleiden. Er war zweimal verheiratet.