Reinhard Mucha

Reinhard Mucha wurde am 19. Februar 1950 in Düsseldorf geboren. Seine Neigung zur Kunst führte ihn an die Düsseldorfer Kunstakademie, wo er bei Klaus Rinke (*1939) studierte. Von Anfang an provozierte Reinhard Mucha mit komplexen Visionen, mit deren Interpretation und Einordnung sich auch versierte Kunstkenner oft schwertaten. Der Künstler selbst hält seine Kunst für selbsterklärend, doch müsse sein Publikum bereit sein, die Sprache zu erlernen, der er sich bediene. Das Auge allein reicht nicht aus, um das Werk Muchas zu erschließen; eine oberflächliche Betrachtung führt in einen Raum voller Rätsel, deren Lösung sich kaum finden lässt. Wobei Raum dabei durchaus wörtlich zu nehmen ist: Seine Kunstobjekte erreichen mitunter beachtliche Dimensionen und benötigen viel Platz für eine angemessene Präsentation. Wer aber eine der seltenen Ausstellungen des zurückhaltenden Künstlers besucht hat, wird zweifellos zu dem Urteil gelangen: dieser Aufwand lohnt sich. Eine Begegnung mit dem Werk von Reinhard Mucha wirkt lange nach.

Reinhard Mucha schafft seine Kunst spontan, nichts ist von langer Hand geplant oder folgt einem konkreten Konzept. Anders als Künstlerkollegen wie Marcel Duchamp (1887–1968) setzt er nicht auf sogenannte Ready-mades bzw. Objets trouvés, sondern bearbeitet seine Objekte, bis sie seinen Vorstellungen entsprechen. Auch er folgt dabei aber dem Grundsatz, dass grundsätzlich alles zur Kunst werden kann, wenn es vom Künstler mit einer schöpferischen Idee verbunden wird – auch profane Erinnerungsstücke aus seinem eigenen Leben. Für die 1980 erschienene Collagen-Serie Kopfdiktate kombinierte er seine alten Schulhefte mit Schwarz-Weiß-Fotografien, die ihn als jungen Mann zeigen. Für sein erstes großes Werk, Kopf im Sand, rahmte er kleine Zeitschriften-Coupons, von ihm selbst mit eigener Hand ausgefüllt, und hängte sie an die Wand. Durch diese vielfache Preisgabe seiner persönlichen Daten wollte er diese wieder unsichtbar machen – eine zukunftsweisende Idee, die heute im Zeitalter der Online-Transparenz neue Bedeutung gewinnt.

Reinhard Mucha ist als Künstler ist er in erster Linie auch ein Sammler, der die Dinge des Lebens – seines eigenen wie das anderer – mit unermüdlichem Fleiß zusammenträgt. Jede Reproduktion bestehender Arbeiten ist ihm dabei zuwider, Reinhard Mucha will originäre Werke schaffen, ohne dabei aber die romantisch verbrämten Vorstellungen eines Genie-Kultes zu bedienen. Allerdings bleibt er manchen Ideen über viele Jahre hinweg treu, ergänzt seine bestehenden Arrangements um neue Elemente und interpretiert ein Werk als Puzzle, zu dem immer neue Teile hinzukommen, die ein neues Gesamtbild ergeben. Reinhard Mucha nahm zweimal an der Documenta in Kassel teil und zeigte seine Arbeiten 1990 im Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig. 1984 gehörte er zu den Teilnehmern der Ausstellung Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf. Abseits der Kunst interessiert sich der Künstler für Fußball und ist bekennender Fan von Fortuna 95.

 

Reinhard Mucha lebt und arbeitet abwechselnd in Düsseldorf und Frankreich.