Kurt Mühlenhaupt

Kurt Mühlenhaupt - Ein Sonntagskind will Maler werden und muss in den Krieg

Kurt Mühlenhaupt wurde am 19. Januar 1921 in Klein Ziescht geboren. An einem Sonntag kam er auf die Welt, ungeplant und unerwartet während einer Zugfahrt von Prag nach Berlin. Seine Eltern ließen als Geburtsort kurzerhand das nächstgelegene Dorf Klein Ziescht eintragen, doch verbrachte der kleine Kurt seine Kindheit in einer Laubenkolonie in Berlin-Tempelhof. Dort entdeckte er früh seine Liebe zur bildenden Kunst, erfreute seine Spielgefährten mit selbstgefertigten Tierbildern und fasste als Zwölfjähriger den Beschluss, ein richtiger Maler zu werden. Ungeachtet dieses klaren Vorsatzes absolvierte Kurt Mühlenhaupt nach der Schule zunächst eine Lehre als Modellbauer. Dann rief das Militär: Als Fallschirmjäger erlitt er bei einem Absprung über Kreta eine schwere Verletzung, die ihm für den Rest seines Lebens ein steifes linkes Handgelenk eintrug. Mit seiner gesunden rechten Hand widmete er sich als Rekonvaleszent im Krankenhaus wieder verstärkt der Malerei und nahm 1943 ein Kunststudium in Berlin auf. Eine erneute Einberufung endete wieder in einer schweren Verwundung und hätte Kurt Mühlenhaupt beinahe das Leben gekostet.

Traumatische Kriegserfahrungen und psychische Probleme

Kurt Mühlenhaupt litt ein Leben lang unter den traumatischen Kriegserfahrungen und hatte große Mühe, diese zu verarbeiten. Trotzdem nahm er unmittelbar nach dem Krieg sein Kunststudium wieder auf und konnte mit der Teilnahme an der Gruppenausstellung Junge Generation zum ersten Mal auf sich aufmerksam machen. Sein Wunsch, Unterricht von Karl Schmidt-Rottluff zu erhalten, scheiterte aber an der brüsken Zurückweisung des expressionistischen Meisters, der dem jungen Maler das notwendige Talent absprach. Für Kurt Mühlenhaupt brach eine Welt zusammen, er gab das Malen auf, musste sich zeitweise in psychiatrische Behandlung geben und schlug sich in der Folge als Tierzüchter, Trödelhändler und Leierkastenspieler durch. Die Abstinenz von der Malerei hielt er allerdings nicht lange durch: Bald begann er wieder, sich als Autodidakt künstlerisch weiterzubilden. Sein häufigstes und wichtigstes Motiv bildeten Menschen und Szenen aus dem Berliner Arbeitermilieu. Die zunehmend beengten Lebensverhältnisse in der DDR trieben den Künstler schließlich mit seiner Familie nach Marienfelde.

Große Erfolge als Maler, Poet, Gastwirt und Filmemacher

Kurt Mühlenhaupt gelang trotz all dieser Widernisse, mit viel Lebensmut und Schaffensfreude eine beachtliche künstlerische Laufbahn. Besonders sein Umzug nach Kreuzberg führte zu der Entstehung zahlreicher Bilder aus dem Kreuzberger Milieu, die ihm einen großen Bekanntheitsgrad einbrachten. Mit klangvollen Namen wie Günter Grass, Wolfdietrich Schnurre, Aldona Gustas, Nepomuk Ullmann und Artur Märchen schloss er sich zu den Berliner Malerpoeten zusammen. Eingedenk seiner früheren Berufserfahrung als Leierkastenmann gründete Kurt Mühlenhaupt das Künstlerlokal Leierkasten, in dem neben den Malerpoeten auch Robert Wolfgang Schnell und Günter Bruno Fuchs verkehrten. Mit dem deutschen Filmregisseur Ulrich Schamoni drehte er die Filme Quartett im Bett (an der Seite der Blödel-Barden Karl Dall und Ingo Insterburg) und Mein Bruder Willi, der seinem ebenfalls als Maler tätigen älteren Bruder Willi Mühlenhaupt gewidmet war. Kurt Mühlenhaupts Künstlerleben war so erfüllt und erfolgreich, dass er seine geplante Autobiografie auf ganze elf Bände veranschlagte – er konnte sie nicht vollenden.

Kurt Mühlenhaupt starb am 16. April 2006 in Zehdenick.