James Nachtwey lernte das Fotografieren als Autodidakt
James Nachtwey wurde am 14. März 1948 in Syracuse, New York geboren. Er verbrachte seine Kindheit in Massachusetts und studierte von 1966 bis 1970 am Dartmouth College in New Hampshire Kunstgeschichte und Politikwissenschaften. Im Anschluss an sein Studium arbeitete er zunächst bei der Handelsmarine und als LKW-Fahrer bei einer Spedition; um 1972 herum fasste er, beeinflusst von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und dem Vietnamkrieg, den Entschluss, Fotograf zu werden. Ein ganzes Jahrzehnt lang verfolgte James Nachtwey dieses Ziel, ohne ein einziges Bild zu veröffentlichen. Er betrachtete diese Jahre als eine Art Initiationszeit, in der er sich das fotografische Handwerk als Autodidakt aneignete – nur durch das Studium von entsprechenden Lehrbüchern und Experimenten in der Dunkelkammer. Zu den großen Fotografen, deren Werke er in dieser Zeit besonders eifrig studierte, zählten Henri Cartier-Bresson (1908–2004), W. Eugene Smith (1918–1978), Josef Koudelka (*1938) und Don McCullin (*1935).
Fotografieren im Auge des Sturms – in Lebensgefahr
James Nachtwey arbeitete von 1976 bis 1980 für das Albuquerque Journal, die größte Zeitung im US-Bundesstaat New Mexiko. Danach etablierte er sich als freier Fotograf in New York und erhielt bald Aufträge von großen Medien. Den Durchbruch brachte ihm bereits seine erste Bildreportage, für die er 1981 in Nordirland die Unruhen in Belfast fotografisch dokumentierte. Die Krisenherde der Welt wurden in den folgenden Jahren für James Nachtwey das bestimmende Sujet. Er unternahm Reisen nach Brasilien, Guatemala, Nicaragua, Israel, Libanon, Ruanda, Somalia und Südafrika, dokumentierte unter großem persönlichen Risiko Unruhen und Umwälzungen wie das Ende der Apartheid und die Bürgerkriege um das Territorium der zerfallenden Sowjetunion und zog sich dabei auch mehrfach ernste Verwundungen zu. Er war auch dabei, als der amerikanische Journalist Michael Weisskopf (*1946) im Dezember 2003 im Irak bei einem Angriff seine rechte Hand verlor.
Ein Vermächtnis für das Gewissen der Menschheit
James Nachtwey gilt als einer der meistrezipierten und respektierten Kriegsberichterstatter der Welt. Ihn treibt der Wunsch, geschehenes Unrecht vor dem Vergessen zu bewahren, es als Lektion für die Menschen sichtbar zu erhalten und mit diesem fotografischen Vermächtnis einen gesellschaftlichen Lernprozess zum Besseren anzustoßen. Seine Bilder begreift James Nachtwey mit großem Selbst- und Sendungsbewusstsein als Beitrag zum kollektiven Gedächtnis der Menschheit. Für seine Tätigkeit als fotografischer Chronist erhielt James Nachtwey Preise und Auszeichnungen in großer Zahl, allein fünfmal wurde er mit der Robert Capa Gold Medal des Overseas Press Club geehrt, außerdem ist er zweimaliger Preisträger des World Press Photo Award (1992, 1994), bekam für sein Gesamtwerk den Dan-David-Preis (2003), den Heinz Award (2006), den Dresden-Preis (2012) und den Prinzessin-von-Asturien-Preis (2016). Seit 1986 ist er Mitglied der Foto-Agentur Magnum.
James Nachtwey lebt in New York.
James Nachtwey - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: