Jo Niemeyer

Jo Niemeyer folgt den Prinzipien der konkreten Kunst

Jo Niemeyer, geboren 1946 in Alf an der Mosel, absolvierte 1961 eine Ausbildung im grafischen Beruf, ehe er 1967 ein Studium der visuellen Gestaltung und Architektur am Institut für Industrielles Design Ateneum in Helsinki begann. Nach seinem Studium richtete er sich 1970 eigene Ateliers in Deutschland und Finnland ein. In den 1980er Jahren lehrte er selbst in Helsinki an der finnischen Kunstakademie. Von Anfang an prägten die grundlegenden Prinzipien der konkreten Kunst ganz maßgeblich das Schaffen von Jo Niemeyer. Im Mittelpunkt allen künstlerischen Bestrebens steht der Goldene Schnitt, dessen Erforschung der Künstler mit wissenschaftlicher Präzision betreibt. Dieses bereits seit der Antike bekannte Kompositionsprinzip verbindet in der Kunst von Jo Niemeyer die Mathematik mit der bildenden Kunst und führt mit seinen klug gedachten Proportionen und Teilungen immer wieder zu erstaunlichen Ergebnissen. Ein altes Prinzip der Natur wird zum Ausgangspunkt eines neuen künstlerischen Handelns.

In 20 Schritten um die Welt – nach dem Goldenen Schnitt

Jo Niemeyer begann im Jahr 1989 mit der Konzeption seines großangelegten Land-Art-Projekts 20 Steps around the world, das er Mitte der 1990er Jahre in Lappland verwirklichen konnte. Bei diesem Projekt wurde für den Künstler die Erde zur Leinwand, eine konsequente Umsetzung seiner Überzeugung, das Kunst und Natur eng miteinander verschränkt sind. Zu den Besonderheiten dieses ambitionierten Kunstwerks zählt die fehlende Überschaubarkeit für Künstler und Publikum – das Werk nimmt immer Ausmaße an, die das Fassungsvermögen seines Schöpfers wie seiner Betrachter übersteigen. Das betrifft schon den Anfang: Streng genommen könnten die »20 Schritte um die Welt« ihren Ausgangspunkt an jeder beliebigen Stelle dieses Planeten nehmen. Mit Hilfe mathematischer Formeln wird die zunächst beliebig definierte Route in zwanzig Segmente unterteilt, die exakt an den Proportionen des Goldenen Schnitts ausgerechnet sind. 20 Edelstahl-Installationen verdeutlichen dann die 20 Schritte an den sorgfältig berechneten Orten auf verschiedenen Kontinenten und Ländern.

Mathematisch exakt berechnete Kunst nach festen Regeln

Jo Niemeyer schuf mit dem Spielwürfel Modulon, der harmonisch im Goldenen Schnitt aufgeteilt ist, eines seiner berühmtesten Werke. Vielfach ausgezeichnet wurde auch seine Tischlampe Tubo, die er für die Schweizer Firma Belux entworfen hat. Jo Niemeyer folgt bei seiner Kunst immer mathematisch feststehenden Regeln, was seiner Kreativität und Originalität aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Die von bewusster Reduktion geprägten Werke faszinieren durch ihre klare Strukturiertheit und die zielgerichtete Farbgebung: Jo Niemeyer beschränkt sich bei seinen Bildern, Grafiken und dreidimensionalen Arbeiten auf die Grundfarben Blau, Gelb und Rot sowie auf Schwarz und Weiß. Die Kolorierung ist dabei an der Form ausgerichtet, deren Form und Struktur sie betont und gegebenenfalls durch Akzentuierung unterstreicht.

Jo Niemeyer lebt und arbeitet in Berlin.