Martin Noel

Martin Noel wurde am 6. November 1956 in Berlin geboren. Von 1969 bis 1976 besuchte er in Bad Godesberg das privat geführte katholische Gymnasium Aloisiuskolleg (AKO), ehe ihn seine Neigung zur bildenden Kunst nach Köln führte, wo er an der Fachhochschule Köln (Technische Hochschule Köln) von 1980 bis 1987 Malerei und Freie Grafik studierte. Aber auch nach Abschluss der formalen Ausbildung blieb Martin Noel ein lebenslang Lernender, der mit offenen Augen durch die Welt und die Kunstgeschichte streifte und sich von allerhand Details anregen und inspirieren ließ, die andere Künstler kaum bemerkten oder beachteten. Diese Entdeckerfreude im Verbund mit der seltenen Fähigkeit, Übersehenes und Nichtbeachtetes in seinen Kunstwerken sichtbar und erfahrbar zu machen, wurde zu einem Markenzeichen Martin Noels. Seine künstlerische Arbeit trug ihm früh mehrere Stipendien ein und führte 1995 zu seiner ersten Einzelausstellung im Weserburg Museum für moderne Kunst in Bremen.

Martin Noel legte neben der Malerei einen Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit auf den Holzschnitt, den er mit seinem einzigartigen Verständnis für Formenstrukturen nachhaltig prägte und erneuerte. Seine Wahrnehmungen übersetzte der Künstler in feine Linien, die er in ein klug austariertes Verhältnis zur Fläche setzte. Inspiration für seine Arbeit fand Martin Noel vor allem in der Kunstgeschichte: Jedes bereits bestehende Werk eines anderen Künstlers, das er betrachtete, bedeutete für ihn eine neue und persönliche Erfahrung, die er selbst wiederum künstlerisch verarbeitete. Diese Wissbegierde ließ Martin Noel eine umfassende Bibliothek zusammentragen, die bei seinem Tod rund 4.000 Bücher über Kunst beinhaltete. Die einzelnen Bände quollen über von Lesezeichen und Merkzetteln, auf denen der Künstler seine eigenen Gedanken und Ideen zu den vorgestellten Werken und Stilen notierte. Er selbst ließ sich keiner Strömung zuordnen, sondern fand zu einem eigenen unverwechselbaren Ausdruck.

Martin Noel hinterließ ganz unterschiedliche Spuren in der Kunstgeschichte; zu seinem Oeuvre zählen künstlerisch gestaltete Lesezeichen ebenso wie die Verzierung des Innenraums der Kirche von Bad Godesberg. Für den schwedischen Jazzmusiker Lars Danielsson (*1958) entwarf er das Cover einer CD, die Gedichte der aus Ungarn stammenden Schriftstellerin und Übersetzerin Zsuzsanna Gahse (*1946) regten ihn zu einer Serie von Illustrationen an. Die intensive Beschäftigung mit dem Werk des Bildhauers Otto Freundlich (1878–1943), der im KZ Majdanek von den Nationalsozialisten ermordet worden war, führte zu der Ausstellung Hommage à Otto Freundlich im Mies van der Rohe Haus (Haus Lemke) in Berlin. Für seine Kunst erhielt Martin Noel Preise und Auszeichnungen in großer Zahl, darunter 1987 das Max-Ernst-Stipendium der Stadt Brühl, 1991 den Kunstpreis junger Westen der Stadt Recklinghausen und 1993 den Kunstpreis der Stadt Bonn; er war außerdem Mitglied im Deutschen Künstlerbund.

Martin Noel starb am 18. November 2010 im Alter von 54 Jahren in Bonn an einem Hirntumor. Er war verheiratet und hatte vier Kinder.