Hugo Oehmichen

Hugo Oehmichen - Die Künstlerlaufbahn begann mit Blümchen auf Kaffeetassen

Hugo Oehmichen wurde am 10. März 1843 in Borsdorf bei Leipzig geboren. Der Sohn eines Geschäftsmanns musste früh den Tod der Mutter verkraften und begeisterte sich zunächst mehr für das Handwerk als für die bildende Kunst. Daran hatte sein Bruder einen Anteil, der eine Lehre als Kunstschlosser absolvierte und in Hugo Oehmichen das Interesse an dieser Tätigkeit weckte. Der Besuch des Zeichenunterrichts in der Sonntagsschule brachte allerdings die große zeichnerische Begabung Hugo Oehmichens zum Vorschein, so dass sein Lehrer ihm bald Privatunterricht erteilte und schließlich den Besuch der Zeichen- und Malschule der Königlichen Porzellanmanufaktur Meißen anregte. Der Vater stand diesem neuen Berufswunsch seines Sohnes zwar skeptisch gegenüber, da er die Malerei als brotlose Kunst ansah, erkannte aber ebenfalls die künstlerische Veranlagung des gerade Vierzehnjährigen und stimmte der Ausbildung in der Meißener Manufaktur zu. Als Lehrling malte Oehmichen filigrane Blümchen auf Kaffeetassen und bewies dabei so großes Geschick, dass der Fabrikdirektor Carl Scheiner ihm ein Studium an der Königlichen Akademie in Dresden vermittelte.

Die volkstümliche Genremalerei als Schwerpunkt

Hugo Oehmichen studierte von 1857 bis 1864 in Dresden bei den deutschen Malern Julius Hübner und Adolf Ehrhardt. Finanzielle Unterstützung erhielt er in dieser Zeit von seiner Familie und dem sächsischen Königshaus. Noch während seines Studiums gewann Oehmichen erste Auszeichnungen: 1862 die kleine silberne Medaille, 1864 die kleine goldene Medaille der Akademie; sein Bild Segen des Großvaters wurde sogar vom sächsischen König erworben. Diese frühen Erfolge erlaubten ihm 1866 eine Studienreise nach Italien, wo er zwar einige Motive aus der Campagna ins Bild setzte, letztlich aber keine maßgebliche Beeinflussung erfuhr, da er sein bestimmendes Sujet bereits in heimatlichen Genreszenen gefunden hatte. Die Genremalerei wurde in Düsseldorf mehr gepflegt als in Dresden, weshalb ihn sein Lehrer Hübner an die Düsseldorfer Meister Ludwig Knaus und Benjamin Vautier empfahl. Insbesondere Letzterer übte einen prägenden Einfluss auf Hugo Oehmichen aus und bewog ihn, vor allem Szenen aus dem Volksleben zu malen.

Ein Großteil des Werks ging im Krieg verloren

Hugo Oehmichen unternahm mehrere Reisen durch Deutschland, um sich Anregungen für seine Bilder zu verschaffen. Viele seiner dargestellten Szenen aus dem Alltag hatte er selbst erlebt. Die Motive umfassten nicht nur Beschauliches: Der Deutsch-Französische Krieg inspirierte Hugo Oehmichen zu dem Bild Todebotschaft, auf dem zu sehen ist, wie eine Frau die Nachricht vom Tod Ihres Mannes erhält; seine erste Version wurde nach England verkauft, eine zweite Ausführung ist in Wiesbaden zu sehen. Viele seiner Werke wurden überdies als Stiche reproduziert und erreichten so eine weite Verbreitung. Hugo Oehmichen war Mitglied des Düsseldorfer Künstlervereins »Malkasten« und zeichnete sich bis ins hohe Alter durch eine große Schaffenskraft aus; doch wurden viele seiner Werke im Zweiten Weltkrieg zerstört. Als besonders verheerend wirkte sich ein Fliegerangriff auf Düsseldorf im Jahre 1944 aus, bei dem nicht nur zahlreiche Arbeiten aus dem Nachlass des Künstlers vernichtet wurden, sondern auch ein von Oehmichen selbst angelegtes Verzeichnis seines Gesamtwerks verloren ging.

Hugo Oehmichen starb im Dezember 1934 in Düsseldorf.