Aldo Rossi

Aldo Rossi - Studium in Mailand, Beteiligung am architekturtheoretischen Diskurs

Aldo Rossi wurde am 3. Mai 1931 in Mailand geboren. 1949 begann er ein Architekturstudium am Polytechnikum in Mailand, das er 1959 mit seinem Examen beschloss. Bereits während des Studiums war der italienische Architekturtheoretiker Ernesto Nathan Rogers auf den vielversprechenden jungen Mann aufmerksam geworden und hatte Aldo Rossi als redaktionellen Mitarbeiter für die von ihm geleitete Architekturzeitschrift Casabella gewonnen. Dieser blieb Rossi auch nach dem Studium treu, als er Anstellungen an der Schule für Stadtplanung in Arezzo und an der Universität Venedig fand; dort assistierte er Ludovico Quaroni und Carlo Aymonino. Schon früh engagierte sich Aldo Rossi in den ideologischen Debatten um die Richtung der Architektur; in den ausgehenden 1950er Jahren schloss er sich mit Vehemenz den Forderungen nach einer kritischen Überarbeitung der bis dahin geltenden Dogmen der Moderne an. Auch beteiligte er sich an einem architekturtheoretischen Projekt seines Förderers Rogers, dem Projekt Neoliberty, bei dem es um einen Rückbezug auf den Jugendstil ging.

Revolutionärer Architekt und innovativer Designer

Aldo Rossi trat 1965 eine Dozentur am Polytechnikum Mailand an, betätigte sich aber neben seiner theoretischen Arbeit auch immer häufiger in der Praxis als Architekt. Charakteristisch für seinen Stil waren reduzierte, klar umrissene Formen; besonderes Augenmerk legte er auf das Zusammenspiel von Licht und Schatten. Seine Ideen und Erwägungen zum Thema moderne Architektur legte er in dem vielbeachteten Buch L'architettura della cittá (Die Architektur der Stadt) dar, in dem er vor allem das verbreitete Dogma, die Form müsse der Funktion folgen, scharf kritisierte. Als Designer entwarf Rossi vor allem für die Firma Alessi zahlreiche Objekte, darunter die Espressomaschine La Cupola, die Kaffeekanne Rossicaffé, den Wasserkessel Il Conico, sowie Tischleuchten und Stühle. Als Architekt gestaltete er Projekte auch außerhalb Italiens: ein Wohn- und Geschäftshaus in Berlin-Friedrichstadt, eine Architekturschule in Miami, ein Hotel in Fukuoka. Er leitete die erste Architektur-Biennale in Venedig und war auf der achten Documenta in Kassel vertreten.

Fantastische Druckgrafiken zeigen den Architekten als Erzähler

Aldo Rossi entfernte sich in seinem Spätwerk von der kühlen Strenge, die seine früheren Entwürfe gekennzeichnet hatte. Ein oft vernachlässigter Aspekt seines Werkes stellte die Druckgrafik dar, die er nutzte, um seine architektonischen Visionen bildhaft darzustellen. Die dabei entstandenen Werke erhalten von begeisterten Kennern eine hohe künstlerische Qualität attestiert; die geradezu magisch und melancholisch anmutenden Bildwelten entfalten eine eigenartige Faszination – hinter den Bildern stecken wirklich Geschichten, denn Aldo Rossi war als Architekt wie als Designer vor allem eines: ein Erzähler. Nicht immer ist sicher, ob der Urheber der teils fantastischen Kompositionen deren Verwirklichung wirklich angestrebt oder auch nur für möglich gehalten hat. Das Studium der meist farbreichen Stiche und Siebdrucke wirkt jedenfalls auf Kunst- wie Architekturinteressierte gleichermaßen inspirierend. Für seine Arbeit erhielt Aldo Rossi Preise und Auszeichnungen; so wurde er als erster Italiener mit dem renommierten Pritzker-Preis für Architektur geehrt.

Aldo Rossi starb am 4. September 1997 in seiner Geburts- und Heimatstadt Mailand im Alter von 66 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls.