Rachel Ruysch

Rachel Ruysch wurde am 3. Juni 1664 in Den Haag geboren. Die Tochter des niederländischen Anatoms und Botanikers Frederik Ruysch (1638–1731) zog im Alter von 3 Jahren mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Anna Ruysch (1666–1754) nach Amsterdam, wo der Vater als berühmter Professor und praelector anatomiae Chirurgen unterrichtete und öffentliche anatomische Leichenöffnungen durchführte. Von ihrem Vater erhielt sie dann auch erste Kenntnisse in Malerei, Botanik und Anatomie, und in seiner umfangreichen Kuriositätensammlung fand sie vielfältiges Anschauungsmaterial. Der russische Zar Peter der Große (1672–1725) erwarb später den überwiegenden Teil dieser Sammlung für die Petersburger Kunstkammer. Rachel Ruysch zeigte bei ihren frühen Malversuchen so großes Talent, dass sie im Alter von 15 Jahren zu dem Stilllebenmaler Wilhelm van Aelst (1627 – nach 1683) in die Lehre gegeben wurde; wahrscheinlich zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Anna, die ebenfalls künstlerisch veranlagt war und Stillleben malte.

Rachel Ruysch malte zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn neben den klassischen Stilllebenmotiven Blumen und Früchten auch Insekten und Reptilien, die sie von ihrem Vater kannte. Botanisches und zoologisches Interesse scheinen bei Rachel Ruysch Hand in Hand gegangen zu sein, denn immer wieder beleben auf ihren Bildern kleine Tiere wie Libellen oder Schmetterlinge die statischen Blumenarrangements. Dabei malte sie streng nach dem Vorbild der Natur. 1696 heiratete sie den Porträtmaler Juriaen Pool (1665–1745), der als Künstler allerdings im Schatten seiner Frau stand. Das Paar bekam zehn Kinder, die Rachel Ruysch alle selbst großzog; nur sechs davon erreichten das Erwachsenenalter, was in dieser Zeit der hohen Kindersterblichkeit jedoch nicht außergewöhnlich war. Gemeinsam mit ihrem Ehemann erlangte sie im Jahr 1701 als erste Frau die Mitgliedschaft der Malergilde in Den Haag.

Rachel Ruysch begeisterte mit ihren Bildern auch den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz (1658–1716), der die Künstlerin von 1708 bis 1716 als Hofmalerin in Düsseldorf beschäftigte. Rachel Ruysch verließ jedoch mit Ausnahme zweier längerer Besuche bei ihrem Mäzen 1710 und 1713 ihre Heimatstadt Amsterdam und ihre Familie nie; mindestens die Hälfte ihrer jährlich gemalten Bouquets ging allerdings zum Kurfürsten an den Rhein, der auch die Patenschaft für einen der Söhne der Malerin übernahm und zwei ihrer Gemälde seinem Schwager Cosimo III. de' Medici (1642–1723) verehrte. Nicht selten malte die Künstlerin mehrere Monate an ihren mit großer Sorgfalt und handwerklicher Perfektion ausgeführten Stillleben, weshalb kaum mehr als zwei Bilder pro Jahr vollendet wurden, für die sie allerdings hohe Kaufsummen erhielt. Im Jahr 1723 gewann die 59-jährige Künstlerin zudem bei der staatlichen Lotterie der Niederlande den mit 75.000 Gulden dotierten Hauptpreis.

Rachel Ruysch starb am 12. August 1750 in Amsterdam.