Giovanni Battista Salvi gen. Sassoferrato malte die Madonna, die Gottesmutter. Nicht einmal, sondern immer wieder – und nahezu ausschließlich. Dabei entwickelte der italienische Künstler eine so ungeheure Meisterschaft, dass er als der Madonnenmaler in die Zeit- und Kunstgeschichte einging.
(...) WeiterlesenGiovanni Battista Salvi - Das Malen lernte der Künstler von seinem Vater
Giovanni Battista Salvi gen. Sassoferrato kam am 25. August 1609 zur Welt – in Sassoferrato, einer kleinen italienischen Gemeinde in der Provinz Ancona in den Marken, auf halbem Weg zwischen Rom und Florenz, östlich der Apenninen. Außer ihm stammten noch Niccòlo Perotti, der vormalige Erzbischof von Siponto, und Bartolus de Saxoferrato, ein bedeutender Rechtsgelehrter des Mittelalters, aus diesem Ort, aber nur Giovanni Battista Salvi, der berühmte Madonnenmaler, verschmolz so sehr mit seiner Heimat, dass man ihn heute nur noch unter ihrem Namen kennt. Einzelheiten über die Biografie Sassoferratos sind nur spärlich bekannt, doch gilt als gesichert, dass er die Grundlagen seiner Kunst bei seinem Vater, dem Maler Tarquinio Salvi, erlernte. Das Werk des Vaters ist nur in wenigen Bruchstücken erhalten, und auch über die weitere Ausbildung des Sohnes sind keine Zeugnisse überliefert. Man geht davon aus, dass der aus Bologna stammende Maler Domenichino den jungen Giovanni Battista Salvi mit der Kunst seines eigenen Lehrmeisters Annibale Carracci bekannt machte. Auch zwei weitere Carracci-Schüler, Francesco Albani und Guido Reni, beeinflussten die Malweise Sassoferratos.
Über vier Jahrzehnte hinweg perfektionierter Malstil
Sassoferrato gelangte als junger Mann nach Rom, für das Jahr 1629 ist er dort bezeugt. Möglicherweise traf er dort auf Pierre Mignard, dessen Stil nach Ansicht mancher Forscher ebenfalls Spuren im Werk Sassoferratos hinterlassen hat. Weitere Vorbilder waren Albrecht Dürer, Giovanni Francesco Barbieri und insbesondere Raffael. Rom blieb für Sassoferrato ein dauerhafter Lebensmittelpunkt, der Großteil seines Werkes entstand in der ewigen Stadt. Seine einfühlsamen Mariendarstellungen bedienten ein für die Gegenreformation immens bedeutendes Thema, das Sassoferrato reißenden Absatz und große Nachfrage bescherte. Der Künstler war augenscheinlich in erster Linie für private Auftraggeber tätig und hat nur wenige öffentliche Aufträge übernommen. Dabei pflegte er seine Inspiration ökonomisch zu nutzen: Sein Werk weist eine ganze Reihe von Selbstzitaten auf, ohne dabei an Meisterschaft einzubüßen. Sein Malstil blieb sich über vier Jahrzehnte hinweg auf hohem Niveau treu, was seine Bilder einerseits unverwechselbar macht, andererseits aber auch eine genaue zeitliche Datierung erschwert. Mitte des 17. Jahrhunderts galt er als einer der größten Meister seines Metiers.
Erst im 19. Jahrhundert verblasste der Ruhm
Giovanni Battista Salvi gen. Sassoferrato fertigte neben seinen zahllosen Madonnenbildern auch einige Porträts an, sein Selbstporträt wurde im Jahr 1683 von Kardinal Chigi dem als äußerst fromm geltenden Toskana-Herzog Cosimo III. de' Medici vorgestellt. Giovanni Battista Salvi gen. Sassoferrato starb am 8. August 1685 in Rom. Nur wenige Wochen zuvor hatte er sein Testament aufgesetzt; es blieb der Nachwelt als historisches Dokument erhalten. Sassoferratos Kunst stand bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in hohem Ansehen, ehe der englische Kunstkritiker John Ruskin mit seinem negativen Urteil den Stern des Italieners verdunkelte. Dennoch sind Werke Sassoferratos bis heute in zahlreichen Kirchen und Galerien in Italien zu finden, und auch in internationalen Sammlungen ist er fast immer vertreten. Ein schwacher Abglanz seines Werks findet sich im Schaffen der Nazarener.
Giovanni Battista Salvi - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: