Andreas Schneider

Andreas Schneider wurde am 29. Juli 1861 in Næs Jernverk (heute Tvedestrand) in Norwegen geboren. Er war das jüngste von acht Kindern und lernte seinen Vater, der eineinhalb Monate vor seiner Geburt starb, nie kennen. Die Mutter übersiedelte mit ihren jüngeren Kindern nach Christiana, wo Andreas Schneider schon in frühen Jahren seine außergewöhnliche künstlerische Begabung zeigte. Trotzdem sollte es eine lange Zeit dauern, bis er aus seiner Neigung einen Beruf machen und sich als Künstler verwirklichen konnte. Zunächst arbeitete er als Bürogehilfe bei der Norges Statsbaner (Norwegische Staatsbahn) und malte ausschließlich in seiner Freizeit. Wiewohl er sich das Zeichnen und Malen überwiegend als Autodidakt aneignete, erfuhr er doch Unterstützung und Ermutigung durch seinen Cousin August Schneider, der als Zeichner tätig war. Seine ersten Ausstellungen als Maler fanden kaum Anklang. Andreas Schneiders Porträts und Landschaften verrieten zwar nach Meinung der Kritik ein gewisses Talent, ließen es aber an Originalität fehlen.

Andreas Schneider bemühte sich vergeblich um einen Studienplatz an der Kopenhagener Malschule von Kristian Zahrtmann. Nach dieser Enttäuschung trat er der Kopenhagener Lervarefabrik bei, wo er in dem damaligen künstlerischen Leiter Thorvald Bindesbøll einen gleichermaßen berühmten wie fachlich versierten Lehrer fand. Andreas Schneider erkannte das Kunsthandwerk als eine eigentliche Berufung und gab das Malen zugunsten der Keramik auf. Für seine ersten Keramikarbeiten ließ er sich von den zu dieser Zeit im europäischen Kunsthandwerk sehr präsenten japanischen Strömungen beeinflussen, während er gleichzeitig in bewusster patriotischer Aufwallung ausschließlich Ton aus Norwegen nutzte. Bereits die erste Ausstellung, auf der Andreas Schneider seine Objekte zeigte, wurde ein großer Erfolg und brachte sowohl dem Künstler als auch der norwegischen Werkstattkeramik den Durchbruch. 1896 heiratete er die Dänin Marie Magdalene Thiele aus wohlhabendem Haus und bezog mit seiner Frau eine von dem Architekten Johan Meyer neu erbaute Villa. Die Einrichtung seiner eigenen Werkstatt und die Befriedigung der wachsenden Nachfrage machte es allerdings erforderlich, Handwerker aus Dänemark zu engagieren, weil in Norwegen nicht genügend ausgebildete Kräfte zu finden waren. Schneider galt als freundlicher Arbeitgeber, der mit Scherzen und Gesang für gute Stimmung sorgte.

Andreas Schneider zeigte als Keramikkünstler in großer Fülle jene Originalität, die man ihm als Maler zu Beginn seiner Karriere abgesprochen hatte. Er verwendete organische Pflanzenmotive und nordische Ornamente und bewies eine besondere Virtuosität im Umgang mit Glasuren. Mit seinen Arbeiten traf er einen Nerv am Markt, der sich mit dem bisherigen Angebot unzufrieden zeigte. Seine zahlreichen Ausstellungserfolge führten schließlich zu seinem Engagement für die Egersunder Fayencefabrik, deren Profil er mit seinem schlichten, stilisierten Blumendekor erneuerte und zu neuem Erfolg verhalf. Auf der Jubiläumsausstellung in Kristiana im Jahr 1914 begeisterte Schneider mit kupferfarbenen Objekten und behauptete einmal mehr seine Vorrangstellung in der Werkstattkeramik. In den letzten Jahre von Andreas Schneiders erfolgreicher Karriere trat die schöpferische Innovation zugunsten einer gesteigerten Produktionsmenge in den Hintergrund.

 

Andreas Schneider starb am 4. Januar 1931 in Aker (heute Oslo).