H.A. Schult

H.A. Schult - Die kreative Idee schreit nach Aufmerksamkeit

H.A. Schult wurde 1939 als Hans Jürgen Schult in Parchim geboren. Er studierte Kunst an der Düsseldorfer Kunstakademie von 1958 bis 1961 bei Karl Otto Götz. Von Anfang an ging es für H.A. Schult darum, Aufmerksamkeit für seine Ideen zu generieren. Um dieses Ziel zu erreichen, setzte er schon früh auf öffentlichkeitswirksame Aktionen im In- und Ausland: Im Jahr 1977 ließ er in den USA eine Cessna samt Piloten auf das Müllfeld von Staten Island abstürzen. Der Pilot kam dabei nicht zu Schaden, aber das Spektakel wurde via Satellitenübertragung ins ferne Kassel auf die Documenta 6 übertragen – eine Weltpremiere, die erste Medienskulptur der Kunstgeschichte und die vom Künstler gewünschte Sensation. Bereits an der Documenta 5 hatte H.A. Schult mit seiner Biokinetischen Landschaft teilgenommen. Der Begriff Biokinetik ist eine Eigenkreation des Künstlers und bezieht sich auf Objekte, die aus biologischem Material geschaffen werden und sich nach der Schöpfung von selbst organisch verändern: 1969 ließ er in Leverkusen zehn Zentner Kartoffelpüree von Blaualgen aufzehren und führte den ebenso faszinierten wie abgestoßenen Besuchern den Kampf der Bakterien um die Nährstoffe vor. Die Wahl des Ortes war kein Zufall: Gerade in Leverkusen, Heimat der Bayer-Werke, wollte H.A. Schult auf die unkontrollierbaren Gefahren durch Bakterien aufmerksam machen.

Müllmenschen als Ankläger einer verschmutzten Welt

H.A. Schult hat gerade im Müll sein zentrales Thema gefunden, das er immer wieder behandelt. Hinter dem bejubelten deutschen Wirtschaftswunder sah er von Anfang an auch die Zerstörung der Umwelt, der Raubbau an den natürlichen Ressourcen, den er künstlerisch vermitteln wollte. In Venedig, dem von Müll überfluteten Touristik-Hotspot, kaufte er für 60.000 DM alte Zeitungen und verteilte sie auf dem Markusplatz, um für diese Problematik zu sensibilisieren. Seit 1996 verfolgt er das Konzept der Trash People, der Müllmenschen, Figuren, die er aus Müll konstruiert und an möglichst exponierter Stelle präsentiert: vor den ägyptischen Pyramiden von Gizeh, auf der chinesischen Mauer, auf Roten Platz in Moskau. Für die Verbreitung seiner Botschaft nimmt H.A. Schult auch die Zusammenarbeit mit problematischen Regimes in Kauf, in der Hoffnung, auch dort einen Anstoß zur Bewegung zu geben und das Umweltbewusstsein der freien wie unfreien Gesellschaften zu schulen und zu stärken.

Das »Flügelauto« begeisterte nicht nur die Kölner

H.A. Schult verwirklichte viele seiner Projekte in Zusammenarbeit mit seiner Muse, Managerin und früheren Ehefrau Elke Koska, die mit rotgefärbten Haaren selbst zum Bestandteil verschiedener Installationen und Performances wurde. Während der zweiwöchigen Kunstaktion Fetisch Auto im Jahr 1989 stellten beide einen mit Goldfarbe überzogenen und mit großen Flügeln geschmückten Ford Fiesta an verschiedenen Orten Kölns aus. Schließlich wurde es als Wahrzeichen des Kölnischen Stadtmuseums auf dem achteckigen Turm des Zeughauses montiert – ein Prozess, der Proteste hervorrief, weil zuvor keine Genehmigung der Denkmalbehörde für die Veränderung eines denkmalgeschützten Gebäudes eingeholt worden war. Selbst die New York Times berichtete über das »Flügelauto«. H.A. Schult hat auch diese Kontroverse überstanden und will das nach einem Wasserschaden leerstehende Zeughaus für einen symbolischen Euro von der Stadt Köln kaufen und in ein Zentrum für Aktionskunst umwandeln. Dass passt zu dem umtriebigen Künstler, der sich neben der Arbeit mit Müll vor allem auch auf eines versteht: auf Marketing – in eigener Sache und für die Idee, die ihm wichtig ist.