Jürgen Böttcher (Strawalde) – Mit 16 Jahren schon ein echter Künstler
Jürgen Böttcher wurde am 8. Juli 1931 in Frankenberg/Sachsen geboren. Aufgewachsen ist er in dem Dorf Strahwalde im Vorland des Oberlausitzer Berglandes; von diesem Ort seiner Kindheit leitete er seinen späteren Künstlernamen ab, ähnlich wie sein etwas jüngerer sächsischer Landsmann Georg Baselitz, der sich nach seinem Geburtsort Deutschbaselitz benannte. In den letzten Kriegsjahren verlor der Künstler seinen älteren Bruder, eine wichtige Bezugsperson, als dieser bei einer Übung aus Versehen mit einer Platzpatrone erschossen wurde. Trotz dieser dunklen Grundierung seiner frühen Jahre kam das große künstlerische Talent Jürgen Böttchers bereits während seiner Schulzeit zum Vorschein; mit 16 Jahren galt er als Künstler, der zum Lebensunterhalt seiner Familie durch das Zeichnen von Porträts beitrug – unter anderen malte er, noch ganz auf DDR-Linie, Stalin und Clara Zetkin. Von dieser Linie wich Strawalde aber bald ab: Die Haltung seines Umfelds zu den Geschehnissen der jüngsten Vergangenheit, die Bereitschaft, alles unter einer Decke vermeintlicher Normalität zu begraben, löste bei dem Künstler Ekel aus.
Einige Filmwerke waren in der DDR verboten
Strawalde Jürgen Böttcher studierte von 1949 bis 1953 in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste Malerei. Im Anschluss lebte er noch zwei Jahre als freier Künstler in Dresden und gab sein Wissen in verschiedenen Volkshochschulkursen weiter; zu seinen Schülern gehörten große Namen wie Peter Graf, A. R. Penck, Peter Hermann, Peter Makolies gehörten, die sich 1953 zu der Gruppe »Erste Phalanx Nedserd« zusammenschlossen und als solche der etablierten Kunstszene den Kampf ansagten. Böttcher selbst begann 1955 ein Studium der Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam und fand bis 1991 eine Anstellung im Berliner Dokumentarfilmstudio der DEFA. Drei Jahrzehnte lang drehte Böttcher Dokumentarfilme; nicht immer traf er dabei den Ton, den die DDR-Obrigkeit schätzte: Sein 1961 gedrehter Streifen »Drei von vielen«, in dem er seine damals noch unbekannten Künstlerkollegen Peter Makolies, Peter Graf und Peter Hermann, die ihren Lebensunterhalt mit ungeliebten Brotberufen verdienen mussten, zu Wort kommen ließ, enthielt in den Augen der Zensoren zu viel Zündstoff und wurde verboten. Dasselbe Schicksal ereilte seinen einzigen Spielfilm, das Ehedrama »Jahrgang 45«, das 1966 gedreht, aber noch als Rohschnitt zurückgezogen wurde und erst 1990 seine Uraufführung erlebte. In diesem Jahr feierte Strawalde Jürgen Böttcher auch einen großen filmischen Erfolg: Für seine Dokumentation über die Verwandlung der Berliner Mauer erhielt er den Europäischen Filmpreis.
Erfolge als Maler mit eigenwilligem Stil
Strawalde Jürgen Böttcher orientierte sich als Maler zunächst an Pablo Picasso, löste sich aber bald von diesen Wurzeln und schlug eigene – und eigenwillige – Wege ein. Surreales, Abstraktes und Figürliches finden sich auf seinen Bildern, die heute große öffentliche Sammlungen schmücken, darunter die Nationalgalerie Berlin, das Dresdner Albertinum, die Sammlung Deutscher Bundestag im Reichstaggebäude, die Boston Public Library und die Bibliothèque nationale de France. Für seine Kunst erhielt Strawalde Jürgen Böttcher Preise und Auszeichnungen, so 1994 vom französischen Präsidenten François Mitterand den Ehrentitel »Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres«, 2001 das Bundesverdienstkreuz, zuletzt 2022 den von HAP Grieshaber und Rolf Szymanski begründeten Jerg-Ratgeb-Preis.
Jürgen Böttcher lebt und arbeitet in Berlin-Karlshorst.
Strawalde (Jürgen Böttcher) - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: