Benjamin Vautier

Benjamin Vautier - Künstlerlaufbahn statt Theologiestudium, Arbeit als Emailleur

Marc Louis Benjamin Vautier wurde am 27. April 1829 in Morges geboren. Der Sohn eines Gymnasiallehrers und späteren Pfarrers war ebenfalls für eine theologische Laufbahn vorgesehen, zeigte aber bereits in den zur eigenen Erbauung geschaffenen frühen Karikaturen eine so ausgeprägte künstlerische Begabung, dass der Vater widerstrebend seine Einwilligung für ein Kunststudium erteilte. Nur kurz währte sein Besuch der Zeichenschule des beliebten Genfer Malers Jules Hébert, dann begann er eine Lehre in der Emailmalerei bei Charles Louis François Glardon und Jacques Aimé. In seinen freien Stunden übte sich Benjamin Vautier überdies in der Aquarell- und Porträtmalerei; außerdem besuchte er die vom Musée Rath angebotenen Abendkurse im Aktzeichnen. Die im Jahr 1848 erfolgte Unterzeichnung eines Vier-Jahres-Vertrags als Emailleur betrachtete Vautier schon nach zwei Jahren als Fehler; durch die Zahlung einer Summe von 1.200 Franken konnte er sich von diesen Zwängen befreien. Benjamin Vautier, der jetzt keine Uhren und Broschen mehr bemalen musste, widmete sich wieder ganz seiner künstlerischen Weiterentwicklung.

Ausbildung bei Rudolf Jordan, Studienreisen mit Ludwig Knaus

Benjamin Vautier besuchte ab 1850 die Kunstakademie in Düsseldorf, studierte bei Karl Ferdinand Sohn und Heinrich Mücke, hielt es dort aber letztlich nur wenige Monate aus, weil er mit der akademischen Strenge nicht zurechtkam. Ab 1851 arbeitete der temperamentvolle Künstler deshalb als Privatschüler im Atelier des Genremalers und Titularprofessors Rudolf Jordan. Finanziell konnte er sich als Illustrator ein kleines Auskommen sichern. Mit dem befreundeten Maler Ludwig Knaus unternahm Benjamin Vautier Reisen in den Schwarzwald und in das Berner Oberland, wo er sich tief beeindruckt von der landschaftlichen Schönheit zeigte. Aus der gemeinschaftlichen Begeisterung von Knaus und Vautier für die Schwarzwaldgemeinde Gutach ging später die Künstlerkolonie Gutach hervor. Weil sein Altersgenosse Knaus als Genremaler ungemein erfolgreich war, entschloss sich Vautier, es dem Freund gleichzutun. Er tat dies mit außerordentlichem Erfolg und galt bald als einer der versiertesten Genremaler der Düsseldorfer Schule.

Erzählende Bilder, häufig mit Motiven aus dem Schwarzwald

Benjamin Vautier blieb über seine gesamte Laufbahn hinweg seiner Malweise treu. Das lag nicht zuletzt daran, dass er seine Ziele schon früh erreichte und das Kunststück vollbrachte, sein höchstes Leistungslevel ohne Abfall lange Zeit zu halten. Die Motive für seine erzählenden Bilder fand er in der Hauptsache im Schwarzwald, wobei sich seine Schwerpunkte im Lauf der Jahre verschoben. Behandelte er in seinen frühen Werken häufig auch den Alltag von Geistlichen in ihrer Gemeinde, was seiner Herkunft als Pfarrerssohn geschuldet sein dürfte, entwickelte er in späteren Jahren ein großes Interesse an komischen Situationen, die er pointiert ins Bild setzte. Mit seiner Ausrichtung auf erzählende Bilder vertrug sich auch seine gelegentliche Arbeit als Illustrator, die er für bedeutende Namen wie Karl Immermann und Berthold Auerbach verrichtete. Benjamin Vautier zog gemeinsam mit seiner Frau Bettina, der Tochter des Düsseldorfer Politikers Joseph Euler, zahlreiche Künstler aus aller Herren Länder in sein Atelier, darunter Marie Helene Aarestrup, Catherine Engelhart, Karl Emanuel Jansson, Quido Mánes, Jost Mulheim und viele andere.

Benjamin Vautier starb am 25. April 1898 in Düsseldorf.