Otto van Veen

Otto van Veen - Lehrjahre in Leiden und Lüttich, fünfjährige Italienreise

Otto van Veen wurde 1556 in Leiden geboren. Sein Vater Cornelis van Veen war Bürgermeister und Syndikus von Leiden und unterstützte während des zweiten niederländischen Aufstands den spanischen König Philipp II. sowie den Katholizismus. Sohn Otto absolvierte als Maler eine erste Lehrzeit bei Isaac Claesz. van Swanenburg in seiner Heimatstadt, doch bereits im Jahr 1573 zog es den jungen Künstler nach Lüttich, wo er in Jean Ramey und vor allem Dominicus Lampsonius prägende Lehrer fand. Letzterer war ein Schüler des Malers, Architekten und Humanisten Lambert Lombard gewesen und brachte Otto van Veen mit dessen Ideen in Kontakt. Im Jahr 1575 packte Otto van Veen das Fernweh; seine Reiselust führte ihn nach Italien, den Sehnsuchtsort aller Künstler dieser Zeit, wo er insgesamt fünf Jahre blieb und auch sehr wahrscheinlich mit dem italienischen Meister des Manierismus und Kunsttheoretiker Federico Zuccari Bekanntschaft machte. Die Heimreise führte Otto van Veen über München und Prag zurück in die Niederlande, wo er als Hofmaler in die Dienste des Herzogs Alessandro Farnese trat.

Vielgefragter Malermeister in Antwerpen, Lehrer von Rubens

Otto van Veen zog 1592 nach Antwerpen, wurde dort Mitglied der Lukasgilde, zunächst als Meister, später sogar als Dekan. In Antwerpen schuf der Künstler ein monumentales Bildnis des Letzten Abendmahls für die Liebfrauenkathedrale, außerdem eine Kreuzigung des heiligen Andreas für die St.-Andries-Kerk. In seiner florierenden und vielgefragten Werkstatt nahm Otto van Veen auch Schüler auf, der berühmteste unter ihnen war Peter Paul Rubens, der hier als Lehrling und Geselle vielleicht seine bedeutendsten künstlerischen Impulse empfing. Möglicherweise handelt es sich bei dem Bild Versuchungen der Jugend, das heute im Schwedischen Nationalmuseum in Stockholm zu sehen ist, um eine Gemeinschaftsarbeit zwischen van Veen und Rubens. Während Letzterer zu Studienzwecken in Italien weilte, stellte sein Lehrer die Malerei zurück und widmete sich stattdessen vermehrt graphischen Arbeiten und der Veröffentlichung von Emblembüchern wie der Emblema Horatiana. Mehrere Zeichnungen Otto van Veens dienten Antonio Tempesta als Vorlage für zwei große Radierzyklen, die Themen wie den germanischen Bataveraufstand gegen die Römer behandelten.

Großes Geschick bei Themenwahl und Vermarktung

Otto van Veen verkehrte als Künstler zeitlebens in adeligen Kreisen und war auch Hofmaler des Regenten und Erzherzogs Albrecht VII. von Österreich. Bei der Vermarktung seiner Bilderserien bewies er großes Geschick, sodass er seine Bekanntheit unaufhörlich steigerte und über einen guten Verdienst verfügte. Bei der Wahl der Motive orientierte er sich an populären religiösen und historischen Themen. Seine Werke dienten häufig als Vorlagen für andere Künstler, als spektakuläres Beispiel können hierfür die Blaufliesengemälde (sogenannte Azulejos) im Klaustrum des Franziskanerklosters in Salvador da Bahia dienen, die im Auftrag des portugiesischen Königs Johann III. entstanden und sich an der Emblema Horatiana Otto van Veens orientierten.

Otto van Veen starb 1629 in Brüssel.