Rinus Van de Velde gehört zu den spannendsten Künstlern seiner Generation; der belgische Zeichner zieht weltweit Interesse auf sich mit seinen großformatigen Kohlebildern, die er als Teil einer umfassenden Erzählung begreift, in deren Mittelpunkt nicht selten er selbst steht.
(...) WeiterlesenRinus Van de Velde - Kohlezeichnung als Mittel der Wahl
Rinus Van de Velde wurde 1983 in Leuven in Belgien geboren, studierte von 2002 bis 2006 an der Hogeschool Sint-Lukas in Antwerpen und entschied sich 2009 für einen zusätzlichen Besuch des Higher Institute of Fine Arts. Zunächst beschäftigte er sich vorwiegend mit der Bildhauerei, ehe er seine große Begabung als Zeichner entdeckte und sich ausschließlich diesem Medium zuwandte. Seine ersten Motive entnahm er Zeitschriften, Büchern und dem Internet, die Ausführung erfolgte ausschließlich mit Holzkohle auf Leinwand und Papier – einer Methode, der Rinus Van de Velde bis heute treu geblieben ist. Geändert hat sich hingegen sein Vorgehen bei der Motivwahl: Inzwischen arrangiert er in seinem eigenen Studio bühnenbildähnliche Szenerien, die er zuerst fotografiert und im Anschluss zeichnerisch verarbeitet. Dieser neue Ansatz bedeutet zwar mehr Aufwand, bringt dem Künstler aber auch mehr Kontrolle – Rinus Van de Velde legt allerdings großen Wert darauf, dass nach wie vor das Zeichnen selbst Herzstück seiner Kunst ist.
Der Künstler als Modell und Mittelpunkt der Kunst
Rinus Van de Velde stellt sich häufig selbst in den Mittelpunkt seiner Zeichnungen. Dabei schlüpft er in verschiedene Rollen und spinnt eine fiktive Biografie seiner Person, die sich als fortlaufendes Narrativ durch sein Gesamtwerk zieht. Die Wahl seiner selbst als hauptsächliches Motiv entspringt allerdings nicht einer ausgeprägten Eitelkeit, sondern hat vor allem praktische Gründe: Er sein nun einmal der einzige Mensch, der ihm rund um die Uhr zur Verfügung stehe, erklärt der Künstler. Längst arbeitet er auch mit anderen zusammen, delegiert Fotografie und Bühnenbau an Mitarbeiter, die seinen Instruktionen folgen. Als Modelle dienen ihm jetzt auch häufig Freunde, die er in bestimmte Positionen dirigiert, in denen sie dann bewegungslos ausharren müssen, bis Rinus Van de Velde sein Ziel erreicht hat und mit dem Ergebnis zufrieden ist. Die notwendigen erzählerischen Erläuterungen bieten die mit Bedacht gewählten Bildunterschriften, die Van de Velde mit den Bildtafeln in einem Stummfilm vergleicht.
Internationale Erfolge und stetige Weiterentwicklung
Rinus Van de Velde feiert mit seinen schwarz-weißen Kunstwerken zunehmend Erfolge und bespielt seit 2009 auch außerhalb seiner Heimat Belgien eine Vielzahl von Einzelausstellungen. Im Augenblick steht er im Begriff, wieder ein neues Medium für sich zu entdecken: Sein erstes Filmprojekt soll für künftige Zeichnungen als Grundlage dienen. Auch hier geht es wieder um die Erzählung, die der Künstler spinnt, und deren Ende er noch lange nicht gekommen sieht. So gelingt Rinus Van de Velde das einmalige Kunststück, seine Methoden beständig weiterzuentwickeln und sich dabei trotzdem treu zu bleiben. Mit seinen Bildern will Van de Velde nicht die ganze Geschichte erzählen, sondern den einen Moment finden, der so essenziell, so charakteristisch für das Ganze ist, dass der Betrachter nur durch die Konfrontation mit dieser einen Szene die Spannweite des gesamten Bogens erahnen kann.
Rinus Van de Velde lebt und arbeitet in Antwerpen.
Rinus Van de Velde - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: