Wilhelm Wagenfeld

Wilhelm Wagenfeld - Eine schwebende Lampe wurde zur gefeierten Designikone

Wilhelm Wagenfeld wurde am 15. April 1900 in Bremen geboren. Das älteste Kind seiner Familie, Bruder zweier Schwestern, wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf; der Vater engagierte sich als Vertrauensmann für die Hafenarbeiter. Wilhelm Wagenfeld durchlief eine Lehre zum Industriezeichner in der ansässigen Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld, besuchte ab 1916 aber auch die heutige Hochschule für Künste Bremen und dann die Staatliche Zeichenakademie Hanau. In der bei Bremen gelegenen Künstlerkolonie Worpswede sammelte Wagenfeld für einige Monate weitere Erfahrungen. 1923 konnte sich Wilhelm Wagenfeld auf dem Barkenhoff in Worpswede bei Bernhard Hoetger und Heinrich Vogeler eine Werkstatt einrichten, im selben Jahr besuchte er eine Vorklasse am Bauhaus in Weimar. Dort entstand bereits 1924 unter der Aufsicht seines Lehrers László Moholy-Nagy der berühmteste Entwurf des Künstlers: Die berühmte Wagenfeld-Lampe mit einem einfachen Schirm aus Opalglas auf einem Schaft aus vernickeltem Stahl. Drei Metallkugeln auf der Unterseite des Bodens vermittelten den Eindruck, die Lampe würde schweben.

Trotz Widerstände wachsende Anerkennung als Produktdesigner

Wilhelm Wagenfeld hatte mit seiner Lampe eine Designikone geschaffen, erkannte aber schnell, dass diesem Entwurf ein entscheidender Fehler zugrunde lag: Jedes Stück musste in Einzelarbeit geschaffen werden, eine serielle Fertigung, wie sie das Bauhaus anstrebte, war nicht möglich. An diesem Punkt setzte er für seine folgenden Entwürfe an, denn früh erkannte er die Bedeutung der industriellen Produktion für die zukünftige Gesellschaft. Wilhelm Wagenfeld blieb in Weimar, als das Bauhaus nach Dessau verlegt wurde, und legte seine Prüfung zum Silberschmied und Ziseleur ab. 1928 übernahm er die Leitung der Metallwerkstätten der Staatlichen Hochschule für Handwerk und Baukunst. Diese Stellung verlor er 1930 auf Drängen der in Thüringen bereits einflussreichen Nationalsozialisten. Dem wachsenden künstlerischen Erfolg Wilhelm Wagenfelds tat dies keinen Abbruch: Als freier Mitarbeiter des in Jenaer Glaswerks Schott & Gen. schuf er weitere Klassiker der Designgeschichte, darunter ein Teeservice aus feuerfestem Glas, Türklinken und zahlreiche weitere Haushaltsgegenstände. Für die Bewerbung seiner Produkte schrieb er mitunter unter Pseudonym Aufsätze für Frauenzeitschriften.

Hohe Ehrungen, Kriegsgefangenschaft und neue Design-Erfolge

Wilhelm Wagenfeld konnte durch seine Zusammenarbeit mit dem Maler Charles Crodel einige seiner Entwürfe in Ausstellungen und Museen präsentieren und sich so zunehmend auch in dem Bewusstsein der Kunstwelt verankern. Für sein Werk bekam Wilhelm Wagenfeld Preise und Auszeichnungen: 1937 erhielt er auf der Pariser Weltausstellung den Grand Prix, 1940 konnte er diesen Erfolg auf der Mailänder Triennale wiederholen. Seine beständige Weigerung, in die NSDAP einzutreten, sowie die konsequente Ablehnung eines Designauftrags für die SS, führte zum Kriegsdienst in einem Strafbataillon an der Ostfront, wo er in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. Mitte 1945 kehrte er nach Deutschland zurück, zog bald von Berlin nach Stuttgart und gehörte dort zu dem avantgardistischen Künstlerkreis um Willi Baumeister. 1954 gründete Wagenfeld seine eigene Werkstatt, mit der er für namhafte Hersteller wie Braun, Pelikan, Rosenthal und WMF tätig war.

Wilhelm Wagenfeld starb am 28. Mai 1990 in Stuttgart.