Kara Walker gilt als eine der profiliertesten afroamerikanischen Künstlerinnen der Gegenwart. Ihre expliziten Darstellungen provozieren eine laute Konfrontation mit heiklen und schwierigen Themen wie Rassismus, Sklaverei, Identität, Geschlecht und Gewalt.
(...) WeiterlesenKara Walker – Rassistische Anfeindungen prägten die Kindheit
Kara Walker wurde am 26. November 1969 in Stockton, Kalifornien, geboren. Durch ihren Vater Larry Walker, der sich als Maler selbst künstlerisch betätigte, kam sie schon als Kleinkind mit der bildenden Kunst in Berührung. Als 3-Jährige saß sie auf dem Schoß ihres Vaters, sah diesem beim Zeichnen zu und beschloss, dass sie Künstlerin werden wollte. Ihr Vater nahm schließlich eine Stelle an der Georgia State University an und zog deshalb mit seiner Familie nach Stone Mountain, einem Vorort von Atlanta. Für die 13-jährige Kara Walker bedeutete die neue Umgebung einen gewaltigen Kulturschock, weil im provinziellen Süden noch immer die rassistische Ideologie des Ku-Klux-Klans grassierte – inklusive unverhohlener öffentlicher Kundgebungen. Auch an ihrer neuen High-School sah sich Walker mit Anfeindungen wegen ihrer Herkunft konfrontiert. Trotzdem scheute sie zunächst davor zurück, die intensiven Rassismus-Erfahrungen zu einem Gegenstand ihrer künstlerischen Arbeit zu machen, während ihres Studiums an der Rhode Island School of Design änderte sie jedoch ihre diesbezügliche Einstellung und begann damit, das schwierige Thema zu adressieren.
Die Schrecken der Geschichte als schwarze Silhouette
Kara Walker fand ein ungewöhnliches Ausdrucksmittel für ihre Kunst, das sie bald weltbekannt machte: den Scherenschnitt. Ihre schwarzen Silhouetten vor weißem Hintergrund füllen ganze Wände und erzählen mit ästhetischer Raffinesse und provokanter Obszönität von den dunklen Seiten der US-amerikanischen Geschichte. Ihre mitunter drastischen Darstellungen nehmen keinerlei Rücksicht auf politische Korrektheit und rufen deshalb immer wieder scharfe öffentliche Kontroversen hervor – nicht nur bei der weißen Mehrheitsgesellschaft, sondern durchaus auch bei afroamerikanischen Künstlerkollegen, die manche künstlerischen Entscheidungen Kara Walkers infrage stellen. Die Schrecken der Vergangenheit werden von Kara Walker nicht relativiert, ihre Kunst läuft nicht auf das Ziel einer diffusen Aussöhnung hinaus, sondern sucht den spannungsreichen Diskurs mit den Missständen der Gegenwart, die oft genug im vergangenen Unrecht wurzeln. An der Silhouette schätzt Kara Walker die Möglichkeit, sehr viel mit sehr wenig Information auszusagen. Dabei ist ihr bewusst, dass sie mit der Silhouette nie das ganze Bild, sondern nur eine Seite davon, im besten Fall die halbe Wahrheit, vermitteln kann.
Die Arbeit auf Papier ist ein grundlegendes Element
Kara Walker hat sich neben ihren weltberühmten Scherenschnitten auch immer wieder der Zeichnung gewidmet, jenem Medium, das sie als Kind auf dem Schoß ihres Vaters kennenlernte. Auf ihren Zeichnungen vermischt sie Bild- und Textelemente, deren Bedeutungsgehalt von der Künstlerin nicht weiter ausgeführt, sondern der Interpretation des Betrachters überlassen. Kara Walker führte auch Bild und Ton in ihre Kunstprojekte ein und reagierte auf aktuelle Ereignisse, zum Beispiel auf die Verwüstung von New Orleans durch den Hurrikan Katrina, der besonders stark auch die afroamerikanischen Elendsviertel der Südstaatenmetropole getroffen hatte. Die Arbeit auf Papier bleibt aber grundlegend für das Werk der Künstlerin. Für ihre Kunst erhielt Kara Walker Preise und Auszeichnungen, 1997 gehörte sie mit 28 Jahren zu den jüngsten Künstlern, die mit einer MacArthur fellowship gewürdigt wurden. Die Times listete sie 2007 unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt.
Kara Walker - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: