Prager Schule um 1600 - Venus und Adonis - image-1

Lot 1227 Dα

Prager Schule um 1600 - Venus und Adonis

Auktion 1067 - Übersicht Köln
21.05.2016, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 90.000 €

Prager Schule um 1600

Venus und Adonis

Öl auf Holz (parkettiert). 32,5 x 24,5 cm.

Ovid erzählt in seinen Metamorphosen die tragische Geschichte von Venus und Adonis: Venus, versehentlich von einem Pfeil ihres Sohnes Amor getroffen, verliebt sich in Adonis. Sie versucht ihn von der Jagd abzuhalten, wissend, dass er sich in tödliche Gefahr begibt. Adonis bricht gleichwohl zur Jagd auf und wird durch einen Keiler, den er verwundet, getötet.
Das Gemälde zeigt Venus an einem Baum sitzend. Sie umgreift den Arm des Adonis und enthält ihm sein Jagdhorn vor. Der stehende Adonis hält in seiner Rechten die Lanze, mit der er den Keiler verwunden sollte, mit der Linken weist er auf sein Jagdhorn, das Venus nicht herzugeben bereit ist. Der kleine Amor hilft Venus, Adonis zum Bleiben zu bewegen. Seine Waffen sieht man links am Baum hängen.
Dieses Gemälde zeichnet sich durch seine qualitätsvolle Malerei aus. Die Figur des Adonis zeigt die Kenntnis antiker Statuen, die Gestaltung der Figuren offenbart insgesamt eine Vertrautheit mit der oberitalienischen Malerei des Cinquecento. Der Hintergrund wiederum zeugt von der Kenntnis der avancierten, international rezipierten flämischen Landschaftsmalerei um 1600. Die Tafel muss um 1600 in einem künstlerischen Umfeld entstanden sein, in dem die Einflüsse unterschiedlicher internationaler Stile auf fruchtbare Weise derart zusammentreffen konnten.
Vom italienischen Einfluss auf dieses Gemälde zeugt auch eine Zeichnung, deren Komposition offensichtlich in Verbindung zur vorliegenden Tafel steht (Abb. 1.; vgl. Hans Tietze und Erika Tietze-Conrat: The Drawings of the Venetian Painters in the Fifteenth and Sixteenth Centuries, New York, 1944, Nr. A1421). Diese Zeichnung, die gemeinhin in das Venedig des 16. Jahrhunderts verortet wird, zeigt eine vergleichbare Figurenkomposition, wobei auch hier das Motiv des Adonis, der auf sein Jagdhorn weist, auftaucht. Wie die vorliegende Tafel mit dieser italienischen Zeichnung zusammenhängt, ob es etwa ein Gemälde gab, das als Inspiration für den/die Künstler dieser Tafel diente, lässt sich jedoch nicht klären.