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Lot 621 D

Heinz Mack - Silberfächer

Auktion 1135 - Übersicht Köln
01.06.2019, 14:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 200.000 € - 300.000 €

Heinz Mack

Silberfächer
1967

Aluminiumgitter auf Aluminium auf Holz. In Künstlerrahmen. 133 x 103 x 7 cm. Signiert und datiert 'Mack 67'. Rückseitig auf dem Holz signiert, datiert und betitelt 'mack 67 "Silberfächer"' und mit Richtungspfeil. - Mit leichten Altersspuren.

Die energetische Wirkung von Licht und ihre Darstellbarkeit fasziniert Heinz Mack von Beginn seiner künstlerischen Laufbahn an. Licht und Reflexion, Licht und Bewegung als Ausdruck von Gestaltung begegnet man seit Mitte der 1950er Jahre in den Zeichnungen, in den kinetischen Skulpturen, in den spiegelnden Reliefs, in Form des zerlegten Lichts in der starkfarbigen Malerei. Das Vibrieren des Lichts und seine unterschiedlich zerteilte Erscheinung im künstlichen wie im natürlichen Raum beflügeln den Künstler zur Erforschung ihrer maximalen Wirkung, lassen ihn unberührte Regionen aufsuchen, wie das ewige Eis oder die endlos wirkende Weite einer Sandwüste. Mit einem die Utopie nährenden, bereits 1959 von Mack formulierten „Sahara-Projekt“, realisiert der Künstler 1968 in der tunesischen Wüste ungeahnte Lichtwirkung, die er filmisch und photographisch festhält. Nahezu surreal anmutende Photographien dokumentieren einen in silberfarbenem Raumanzug hantierenden Künstler beim Inszenieren von Objekten, die in der Weite der Sanddünen unter makellos blauem Himmel das ungefiltert starke Sonnenlicht blitzartig scharf reflektieren.
Mit Hilfe der intensiven Sonne wie auch mit Unterstützung des magisch wirkenden Lichts des Mondes erzeugt Mack eine überirdische Lichtwirkung und verwandelt die unberührte Landschaft auf überraschende Weise in einen artifiziellen und futuristisch licht-kinetischen Raum. Auch das vorliegende, bei näherer Betrachtung erkennbar, filigrane Geflecht aus Aluminium kommt in der Wüste von Marokko zum Einsatz. Es besteht aus einem sehr feinen, nahezu verwindungsfreiem Netz aus Sechsecken, das wegen seiner Steifheit und dabei gleichzeitig geringem Gewicht im Flugzeugbau breite Anwendung findet. Die inneren Flächen reflektieren wie Spiegel das einfallende Licht und erzeugen ein prachtvolles Spektralfarbenspiel. Von Hand auseinandergezogen und zu einem fächerartigen Gebilde geformt, steckt Mack das leicht gewellte und in seiner Struktur verzerrte Objekt direkt in den Sand der Wüste. Die sogenannten „Lichtflügel“ arrangiert der Künstler als groß dimensionierte Einzelform auf einer Aluplatte, montiert über einer festen Holzplatte und geschützt von einem transparenten Plexiglaskasten. Mit fächerartigen Kratzspuren umreißt Mack die Form des Reliefs zusätzlich auf der Trägerwand und überhöht die Wirkung der harten Materie mit einem weichen, gleichsam die Grenze des harten Materials entstofflichenden, leicht reflektierenden Schatten. Mack interessiert also nicht nur die relativ leichte Handhabung des Materials, sondern auch deren präziser, strenger Charakter mit den Vorzügen einer Lichtreflektion, die er mit einer weniger dichten oder mehr ausgebreiteten Verformung steuert und ungeahnte Farbreflexionen mit Hilfe einer künstlich befeuernden Lichtquelle entlockt. Die Erfahrung im experimentellen Agieren mit überdimensionierten Materialien in der Natur reduziert Heinz Mack im Atelier zu gläsernen, nahezu zerbrechlich wirkenden, zellenartigen Gewächsen. Dabei sind seine Arbeiten keineswegs auf eine nur optische Wirkung aus, vielmehr steht ein emotional prägendes Ereignis in der Begegnung mit dem Material im Zentrum seiner künstlerischen Ästhetik.

MvL

Provenienz

Privatsammlung, Berlin