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Lot 837 Dα

Klassizistisches Zylinderbüro

Auktion 1086 - Übersicht Köln
19.05.2017, 17:00 - Ausgewählte Werke
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Klassizistisches Zylinderbüro

Mahagoni, Ahorn und weitere Hölzer auf Nadelholz und Erle, Gelbguss, Messingblech, gedrückt und gesägt, Eisenschloss, geprägte und gelackte Messingbeschläge, grünes Leder. Schreibzylinder auf dreischübiger Kommode. Darüber ein Schub mit Stehpult zwischen zwei Fächern, bekrönt durch eine Hohlkehle mit integriertem Schub. Hinter dem Zylinder Mittelfach mit gestreiftem Lamellenverschluss zwischen vier Schüben über einer herausziehbaren Schreibfläche, links und rechts ausziehbare Tablare. Dreiseitige gesägte Galerie, originale oktogonale Griff- und Schlossbeschläge, oben zwei ovale Schlossbeschläge mit Kränzen, Schübe und Zylinderfront gerahmt von Perlfriesbändern. Bis auf die Traversen durchgehend vertikal gelegte Furniere mit zarter Zeichnung. Schäden durch früheren Insektenbefall, Füße gekürzt, wieder geschlossene Schwundrisse. H 136, B 112,5, T 63 cm.
Leipzig, Friedrich Gottlob Hoffmann, um 1790.

In seinem 1789 in Leipzig veröffentlichten Möbelkatalog "Abbildungen der vornehmsten Tischlerarbeiten, welche verfertiget werden und zu haben sind bey Friedrich Gottlob Hoffmann" bot Hoffmann unter der Nummer 15 ein "Bureau" an, das dem hier angebotenen Typus entspricht. Es wird wie folgt beschrieben: "Im Obertheil ist gleich unter der Galerie aus Bronze ein Auszug (...). Der Auszug, welcher hierauf folgt, und herunter gelassen ist, enthält das Schreibpult zum Stehen (...) Bringt man diesen Auszug zurück und schiebt die abgerundete Thür des Mitteltheils aufwärts, so hat man darunter eine verschlossene Niesche und um dieselbe herum verschiedene Auszüge. Unten zieht man ein Blatt hervor und man hat ein Pult, um daran sitzend zu schreiben. Das Untertheil des Bureau ist eine Kommode mit drey Auszügen."
Das hier angebotene Möbel entspricht bis auf Kleinigkeiten genau dieser Beschreibung. Unterschiede weist es gegenüber der Katalogabbildung auf, Hoffmann verzichtete auf die Säulen an den Ecken und die Beschläge folgen einem anderen Typus, der aber auch bei Hoffmann auftaucht.
Hoffmann kam nach Abschluss seiner Lehrzeit 1758 nach Leipzig, wo er 1770 die Meisterwürde erlangte und seine eigene Werkstatt eröffnen konnte. Er vertrieb seine Möbel über die Kunsthandlung des Carl Christian Rost und konnte dadurch einen immensen Erfolg erzielen. Dies ermöglichte es ihm, eine sehr große Werkstatt mit vielen Mitarbeitern aufzubauen, was ihm große Anfeindungen innerhalb der Leipziger Tischlerzunft mit jahrelangen Streitigkeiten vor Gericht einbrachte. Erst 1796 zum "Chursächsischen Hoftischler" ernannt, war er endgültig von den Zunftzwängen befreit. 1789 und 1795 veröffentlichte er als erster Tischler auf deutschen Boden einen Möbelkatalog, der umgehend in Friedrich Justin Bertuchs "Journal des Luxus und der Moden" aus Weimar Erwähnung fand und damit Hoffmanns Erfolg noch vergrößerte.

Literaturhinweise

Sulzbacher / Atzig, Friedrich Gottlob Hoffmann, Leipzig 2014, Nr. 36.

Ausstellung

Friedrich Gottlob Hoffmann, Grassi Museum für angewandte Kunst, Leipzig, 29.11.2014 - 12.04.2015.