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Lot 252 Dα

Louis Hayet - Émile Verhaeren

Auktion 1090 - Übersicht Köln
31.05.2017, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 50.000 €

Louis Hayet

Émile Verhaeren
Um 1894-1896

Öl auf Leinwand 61,1 x 50 cm Gerahmt. Unbezeichnet. - Rückseitig links auf der oberen Leiste des Chassis schwarz beschriftet "LOUIS HAYET". - Die Leinwand in den Ecken jeweils punktuell durchstoßen; partiell mit wenigen Retuschen. In gutem Erhaltungszustand.

Der aus Pontoise stammende Maler Louis Hayet mag zu den heute außerhalb Frankreichs weniger bekannten Neoimpressionisten gehören. Doch zählt er seit den späten 1880er Jahren in Paris mit seinem vom Pointillismus und Divisionismus beeinflussten Stil zu den wichtigeren Künstlern der jüngeren Generation im Umkreis von Camille Pissarro. Seinen gleichaltrigen Kollegen Lucien Pissarro, Paul Signac und Georges Seurat war er freundschaftlich verbunden.
Émil Verhaeren, den bedeutenden belgischen Dicher, Literaten und Kunstkritiker, mag Hayet in diesem Umfeld begegnet sein. Verhaeren begleitete als engagierter Literat mit größtem Interesse die Entwicklungen in der bildenden Kunst. Maler wie Seurat, Signac, Whistler, Pissarro, Van Gogh waren ihm durch die Ausstellungen von "XX" und "La Libre Esthétique" geläufig, mit manchen Künstlern verbanden ihn engste Freundschaften und künstlerische Zusammenarbeit, nicht zuletzt mit Théo van Rysselberghe (s. Vergleichsabb.) und Henry van de Velde.
Émil Verhaeren erfuhr in den entsprechenden künstlerischen Kreisen in Deutschland durch Stefan Zweig und die verlegerischen Aktivitäten von Anton Kippenberg eine frühe begeisterte Rezeption. Zweig übersetzte das französischsprachige Werk, die Dichtungen und die Arbeiten für das Theater, ins Deutsche. Als junger Mann war er Verhaeren im Atelier des Bildhauers Charles van der Stappen erstmals in Brüssel begegnet. Van der Stappen arbeitete an einer Büste des Dichters. Zweig war sofort stark beeindruckt von der Persönlichkeit des Mannes und seiner charakteristischen Physiognomie: "dies Gesicht [...], dies unvergessliche, die hohe Stirn, schon siebenfach durchpflügt von Falten böser Jahre, darüber rostfarbig der Sturz des braunen Gelocks, hart das Gefüge des Gesichts und streng umspannt von bräunlicher, windgegerbter Haut, felsig vorstoßend das Kinn und über der schmalen Lippe groß und mächtig der hängende Vercingetorix-Schnurrbart. [...] In diesen drei Stunden lernte ich den Menschen schon so lieben, wie ich ihn dann mein ganzes Leben geliebt." (Stefan Zweig, Die Welt von Gestern, Erinnerungen eines Europäers, Stockholm 1942, Neuauflage (Fischer Taschenbuch) Frankfurt 2016, S. 147/148).
Stefan Zweig würdigte den Freund zusammen mit Dichterkollegen wie Paul Valéry oder Rainer Maria Rilke als einen der wichtigsten der zeitgenössischen Moderne. Verhaeren galt ihm als geistiger Vertreter des alten und des künftigen Europa. In seinen 1942 publizierten Erinnerungen schrieb er:
"Verhaeren hatte als erster von allen französischen Dichtern versucht, Europa das zu geben, was Walt Whitman Amerika: das Bekenntnis zur Zeit, das Bekenntnis zur Zukunft. [...] 'Admirez-vous les uns les autres', war seine Parole an die Völker Europas. Der ganze Optimismus unserer Generation, dieser in der heutigen Zeit unseres grauenhaftesten Rückfalls längst nicht mehr verständliche Optimismus fand bei ihm den ersten dichterischen Ausdruck, und einige seiner besten Gedichte werden noch lange das Europa und die Menschheit bezeugen, die wir damals erträumt." (ebenda, S. 145).

Provenienz

Privatsammlung Frankreich

Literaturhinweise

Rik Hemmerijckx u.a. (Hg.), Ausst. Kat. Verhaeren. Een dichter voor Europa/Un poète pour l'Europe, Emile Verhaerenmuseum Sint-Amands 2016, mit Farbabb. S. 66

Ausstellung

Sint-Amands, Belgien 2016 (Emile Verhaerenmuseum), Verhaeren. Een dichter voor Europa/Un poète pour l'Europe