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Lot 282 D

Wols (Alfred Otto Wolfgang Schulze) - Le placard

Auktion 1090 - Übersicht Köln
31.05.2017, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 24.000 € - 28.000 €

Wols (Alfred Otto Wolfgang Schulze)

Le placard
Um 1937 - 1939

Aquarell und Tuschpinsel über leichter Zeichnung in schwarzer Kreide bzw. Bleistift auf leicht faserigem Tonpapier 29,8 x 37,2 cm Unter Glas gerahmt. In der Darstellung mit dem Pinsel unten rechts mit dem Namenszug "WOLS" (von fremder Hand). - Rückseitig unten rechts lt. E. Rathke vermutlich von Gréty Wols mit Bleistift datiert "Paris 1937" und mit "No. 802" beziffert.

Wols pflegte seine Werke nicht zu datieren, insofern ist nur sicher, dass das vorliegende frühe Aquarell aus der Pariser Zeit vor der Internierung des Künstlers bei Kriegsausbruch 1939 entstanden ist. Auch pflegte er nicht immer zu signieren, so dass es nach Ewald Rathke nicht ganz ungewöhnlich ist, auf Blättern des Künstlers einen später aufgetragenen Namenszug, auch von fremder Hand, zu finden. Die Einordnung des vorliegenden Aquarells erfolgte lange Zeit in die Jahre 1938/1939; Ewald Rathke bestätigte das Blatt nochmals aktuell als eines der frühesten aus der Gruppe der wenigen abstrakten Tuschpinselzeichnungen der Pariser Zeit zwischen 1937 und 1939. Die fremde Betitelung "Le placard" mag auf den künstlerischen Zusammenhang verweisen, den Lazlo Glozer für diese Arbeit zu Wols' zeitgenössischen Fotografien herstellt. Es war Wols, der in diesen Jahren in den Pariser Straßen Plakatwände, Werbetafeln, insbesondere aber den Plakatabriss (s. Vergleichsabb.) entdeckte. "Die Entdeckung der Fläche, der durch Abriß zum wilden abstrakten Bild gewordenen Plakatwände als 'Bildfläche', muß für ihn zunächst eine Sensation erster Ordnung gewesen sein, denn er hat diese Erfahrung, gewiß mit Reminiszenzen an Kandinsky, in einigen erhaltenen Aquarellen umzusetzen versucht." (Laszlo Glozer, Wols Photograph, op. cit., S. 67). In der Zeichnung setzt Wols offenbar gestisch etwas um, was zuerst in anderem Medium sein Auge fasziniert hatte.
"Schon in den Fotos aus den dreißiger Jahren zeigt sich die Absicht, durch eine neue Blickrichtung das Tatsächliche zu verwandeln, hinauszugehen über das optisch Wahrnehmbare und durch das Besondere eines Objekts, eines Arrangements, das Unbewußte sichtbar werden zu lassen. (...) Wols ist vor allen Dingen Zeichner. Aber die Linie wird von ihm niemals benutzt, um durch den Kontur Inhalte zu beschreiben, sondern sie spricht durch ihre eigene Bewegung. Sie entsteht als Handlung der Hand, sie ist die Spur des Erlebnisses." (Ewald Rathke, Zur Kunst von Wols, in: Aust. Kat. Wols, Kunst- u. Museumsverein Wuppertal 1966, o.S.).

Zertifikat

Mit einem Gutachten von Ewald Rathke, Frankfurt, vom 14. April 2015

Provenienz

Gréty Wols (1898-1984), Paris; Galerie Springer, Berlin (1957); Privatbesitz Schweiz; Privatbesitz Deutschland

Literaturhinweise

Werner Haftmann, Wols avant Wols?!, Vorwort zum Ausst. Kat. Galerie Europe, Wols, Éditions Galerie Europe, Paris 1961; Shigeo Chiba, L'oeuvre de Wols, Thèse d'université de Paris 1, 1974, S. 135; Laszlo Glozer, Wols Photograph, Ausst. Kat. Kestner-Gesellschaft Hannover, München 1978, S. 67 mit Abb.; Ausst. Kat. Wols, Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, Photographien, Druckgraphik, Kunsthaus Zürich/ Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf, Bern 1989, S. 43 ff. (u.a. zu den Wols-Signaturen); Philipp Gutbrod, Wols. Die Arbeiten auf Papier (Werkverzeichnis), Phil. Diss. Universität Heidelberg 2003, Nr. A 75 mit Abb.

Ausstellung

Berlin 1957 (Galerie Springer), Wols, Kat. Nr. 6 [?, Kat. Nrn. ohne Maße o. Abb.] ; Paris 1961 (Galerie Europe), Wols, Peintures et gouaches 1932 bis 1942, Kat. Nr.22; München 1968 (Galerie Van de Loo), Wols, o. Kat.; Genf 1971 (Galerie Bonnier), Wols, Gouaches et Aquarelles surréalistes, Kat. Nr. 13; Zürich 1973 (Galerie Kornfeld), Wols, Gouaches et aquarelles surréalistes, Kat. Nr. 9