Lot 538 D

„In seinen Bemerkungen über Farbe (Remarks on Colour) stellt Ludwig Wittgenstein die Frage: ‚Worin besteht das Wesen eines visuellen Bildes, das wir das Bild eines farbigen, transparenten Mediums nennen würden?' Diese Frage ist der im stetigen Gang sich befindenden Untersuchung der Malerei wesentlich. In ihr geht es darum, den Bildcharakter eines Gemäldes als gemalter Farbe zu bestimmen.
Aristoteles definiert Farbe, als die Grenze des Durchsichtigen an einem fest umrissenen Körper'. Für den Maler ist dies eine ausgezeichnete Definition. Sie bindet Farbe an ihre Materialität (wenngleich Aristoteles sie an den äußeren Rand eines Dinges verlegt), darin ist zugleich die Beschränkung ihrer Erscheinungsform auf ihren materiellen Charakter eingeschlossen. Um ein Verständnis von gemalter Farbe als Farb-Bild entwickeln zu können, bedarf es einer Verständigung über Farbe und die Logik ihrer Gestalt.
Das Gemälde sollte in einer Umgebung präsentiert werden, die dem Betrachter eine Beziehung zu ihm als Farb-Bild ermöglicht. Das Wesen eines Gemäldes hat seine Stelle d.h. es realisiert sich erst im Rahmen dieser Beziehung. Von einem Bilderlebnis ist dort zu sprechen, wo sich im Umfeld seiner Wahrnehmung ein Farbgefühl entfaltet.“ (N.N., Joseph Marioni, Günter Umberg, in: Outside the cartouche, Zur Frage des Betrachters in der radikalen Malerei, Ausst.Kat. u.a. Institute for Art and Urban Resources, Inc. München 1986, S.16).