Tommaso del Mazza (Maestro di Santa Verdiana) - Madonna mit Kind und dem Erzengel Michael - image-1

Lot 2002 Dα

Tommaso del Mazza (Maestro di Santa Verdiana) - Madonna mit Kind und dem Erzengel Michael

Auktion 1097 - Übersicht Köln
18.11.2017, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 140.000 € - 160.000 €
Ergebnis: 916.000 € (inkl. Aufgeld)

Tommaso del Mazza (Maestro di Santa Verdiana)

Madonna mit Kind und dem Erzengel Michael

Tempera auf Holz. 120 x 67 cm.

Vorliegendes Madonnenbild, Teil eines mehrteiligen Altarwerks, zu dem einstmals seitlich entweder die Tafel mit dem Heiligen Petrus in der Sammlung der Bob Jones University Gallery (Inv. 63.331.29) oder (wahrscheinlicher) die Tafel mit dem Täufer in einer Privatsammlung in London (vgl. Deimling 2000, op. cit., S. 199-207) vermutet wurde, ist ein charakteristisches Werk der Frühzeit des nunmehr als Tommaso del Mazza identifizierten einstmals nach seiner "Himmlischen Madonna dell´ Umiltà mit der Heiligen Verdiana" im High Museum of Art in Atlanta "Maestro di Santa Verdiana" benannten Malers (zur Identifikation vgl. Deimling 1991, op. cit., S. 401-411). Es lässt sich vergleichen mit einer in einer toskanischen Privatsammlung befindlichen Tafel mit der "Mystischen Vermählung der heiligen Katharina von Alexandrien" (vgl. Deimling 2000, op. cit., S. 194-196), die ebenfalls Tommaso del Mazzas Frühwerk zuzurechnen ist. Diese frühe Phase des Künstlers stand noch im Zeichen der Kunst aus dem Umkreis der Brüder Orcagna, bei denen er seine Ausbildung genossen hatte.

Vorliegende Madonna zeigt in ihrer vereinfachenden Abstrahierung der Formen und der Statuarik Stilbezüge zu einem weiteren "Orcagnesco", Giovanni del Biondo. Dieser Befund weist die Tafel in eine Schaffensphase, bevor sich Tommaso del Mazza 1385-1400 zunehmend den künstlerischen Tendenzen eines Niccolò Gerini und ganz besonders den spätgotischen linearen Neigungen Agnolo Gaddis zuwenden sollte. Eine Datierung um 1375 scheint wahrscheinlich und wird von Barbara Deimling (Deimling 2000, op. cit.) weitestgehend geteilt, die eine geringfügig spätere Datierung (1375-1380) ins Auge fasst.

Das bis heute zusammengestellte respektable Oeuvre unseres Malers und die zunehmende Eleganz und künstlerische Qualität seiner Werke, gleich wie seine extensive künstlerische Tätigkeit für die Prateser Handelsfamilie der Datini attestieren Tommaso del Mazza einen bemerkenswerten künstlerischen Status innerhalb der florentinischen Malerei des ausgehenden 14. Jahrhunderts (vgl. auch "Discovering a Pre-Renaissance Master: Tommaso del Mazza", 2008, op. cit.).

Wir danken Professor Gaudenz Freuler, Zürich, für die Katalogisierung dieses Gemäldes.

Provenienz

1903 Paris, Sammlung Admiral Saint-Bon. - Paris, Sammlung Michele Lazzaroni. - Europäische Privatsammlung.

Literaturhinweise

S. Wagstaff: An Exhibition of Italian Panels and Manuscripts from the 13th and 14th centuries in Honor of Richard Offner, Wadsworth Atheneum Hartford (CT) 1965, S. 14, Nr. 6. - B. A. Jones: Bob Jones University. Supplement to the Catalogue of the Art Collection. Paintings Acquired 1963-1968, Greenville (SC) 1968, S. 9. - B. Fredericksen, F. Zeri: Census of Pre-Nineteenth Century Italian Paintings in North American Public Collections, Cambridge (Mass.) 1972, S. 136. - Miklos Boskovits: La pittura Fiorentina alla vigilia del Rinascimento, Florenz 1975, S. 106, 230 (Anm. 99) u. 384. - Barbara Deimling: Il Maestro di Santa Verdiana. Un polittico disperso e il problema dell’ identificazione. In Arte Cristiana, LXXIX,1991, S. 401-411. - Simona Pasquinucci u. Barbara Deimling: Tradition and Innovation in Florentine Trecento Painting. Giovanni Bonsi, Tommaso del Mazza. In M. Boskovits (Hg.): Corpus of Florentine Painting IV/VIII, Florenz 2000, S. 203. - Barbara Deimling, John M. Nolan, Carl Brandon Strehlke, Yvonne Szafran: Discovering a Pre-Renaissance Master. Tommaso del Mazza, Greenville 2008, S. 72.