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Lot 82 Dα

Brosche mit "Poniatowski"-Gemme

Auktion 1107 - Übersicht Köln
14.05.2018, 17:00 - Schmuck
Schätzpreis: 1.500 € - 2.500 €
Ergebnis: 7.440 € (inkl. Aufgeld)

Brosche mit "Poniatowski"-Gemme

14 kt Gelbgold. Transluzide Platte aus rostbraunem leicht gebändertem Sardonyx (ca. 40 x 33 x 4,2 mm), der sehr feine und detailierte intaglio mit Darstellung der Flucht des Aeneas mit Anchises, Ascanios und Kreusa aus dem brennenden Troja, in griechischen Versalien signiert "Euodos". Originaler durchbrochener Filigrandraht-Rahmen im archäologisch-historisierenden Stil mit schwarzem Emailstreifen. Rahmen mit minimalen Beschädigungen des Filigrans. H 4,3 cm. L 5,6 cm. Gewicht 21,9 g.
Wohl Rom, um 1820-30.

Prinz Stanislaus Poniatowski (1754 - 1833) war ein Neffe und Erbe des letzten Königs von Polen, Stanislaus II. August, der 1795 abdanken musste. Der junge Prinz verkaufte all seinen Besitz und ging nach Rom, wo er als passionierter Antikensammler und Kunstmäzen auftrat und von Angelika Kauffmann porträtiert wurde. In kurzer Zeit erwarb er eine legendäre Sammlung von über 2600 Gemmen, von denen er vorgab, sie seien antik und die er ab 1830 mit den entsprechenden Gipsabgüssen in einem mehrbändigen kommentierten Werk veröffentlichte. In facto handelte es sich aber um Auftragsarbeiten „alla maniera antica", ausgeführt von römischen Steinschneidern seiner Zeit, hervorragende Beispiele der Spätzeit der klassizistischen Glyptik. Dieses fürstliche Repräsentationsstreben muss Poniatowski ein Vermögen gekostet haben. Die außergewöhnlich großformatigen, goldgerahmten Steinschnitte, deren Darstellungen auf der klassischen Literatur von Homer, Vergil und Ovid basieren und die mit griechischen Signaturen der berühmtesten antiken Steinschneider versehen sind, sind sowohl in technischer als auch künstlerischer Hinsicht von außerordentlich hoher Qualität. Nach dem Tod des Prinzen wurde die Sammlung 1839 erstmalig bei Christie's in London versteigert. Die Auktion war ein Flop, da inzwischen das Gerücht aufgekommen war, die Gemmen seien neuzeitliche Fälschungen. 1854 gab es eine weitere Auktion bei Christie's. Leider ist die wahre Identität der Glyptiker bis heute nicht geklärt, aber die neuere Forschung sieht es als nahezu sicher an, dass zu den Meistern die berühmten Brüder Pichler gehörten.
Wir danken Claudia Wagner, Beazley Archiv der Universität Oxford, für freundliche Auskünfte.

Provenienz

Ehemals Sammlung Prinz Stanislaus Poniatowski; verst. Christie's, London 29. 04. - 21. 05.1839, Lot 1148; John Tyrrell, Esq. (1841); Lord Monson; verst. Christie's, London, 27.06.1854, lot 148; Privatbesitz Belgien.

Literaturhinweise

Verzeichnet in der Online-Datenbank Beazley Archive, University of Oxford, Gem Research, The Poniatowski Collection, Ref.Nr. T1099; Publiziert im Catalogue des pierres gravées antiques de S.A. le Prince Stanislas Poniatowski (1830?-1833), VII.18; Prendeville, Explanatory catalogue of the proof-impressions of the antique gems possessed by the late Prince Poniatowski and now in the possession of John Tyrrell, Esq.,1841, Nr. 1099.