Marcantonio Franceschini - Der Tod des Adonis - image-1

Lot 1286 Dα

Marcantonio Franceschini - Der Tod des Adonis

Auktion 1132 - Übersicht Köln
18.05.2019, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €

Marcantonio Franceschini

Der Tod des Adonis

Öl auf Leinwand (doubliert). 98 x 139 cm.

Das Gemälde zeigt vor einem weiten Landschaftsausblick die römische Liebesgöttin Venus, die um ihren bei der Jagd getöteten Liebhaber Adonis trauert. Dieser liegt in starker perspektivscher Verkürzung nahe des unteren Bildrands, während Venus seine Hand umfasst und den verzweifelten Blick zum Himmel richtet. Umgeben wird diese Hauptgruppe von mehreren Putten sowie den drei Grazien, deren dramatische Gesten die Tragik des Geschehens unterstreichen. Zwei Jagdhunde des getöteten Adonis verharren regungslos in der unteren linken Bildecke.
Marcantonio Franceschini, der diese vor allem durch Ovid bekannte Szene der römischen Mythologie im vorliegenden Gemälde wiedergab, gehört zu den wichtigsten Bologneser Malern des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Nach seiner Ausbildung bei Giovanni Maria Galli Bibiena und einer ersten Tätigkeit in der Werkstatt des Carlo Cignani arbeitete Franceschini selbständig in diversen italienischen Städten, darunter in Rom (Entwürfe für die Mosaiken der Chorkapelle in St. Peter), Genua (Palazzo Duccale) und vor allem Bologna. Anfragen ausländischer Fürsten, die ihn in ebenso großer Fülle erreichten, kam Franceschini dagegen nur selten nach; eine Ausnahme bildete Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein, für den der Künstler zahlreiche Arbeiten schuf.
Über einen großen Teil der Werke Franceschinis sind wir durch das von ihm selbst geführte Rechnungsbuch (Libro dei Conti) unterrichtet, das jüngst publiziert wurde (Dwight C. Miller und Fabio Chiodini: Il Libro dei conti di Marcantonio Franceschini, Bentivoglio 2014). Darin wird „un quadrone grande con Venere e le tre Grazie con Amori che piangono Adone morto“ genannt, von dem Fabio Chiodini in seinem Gutachten zum vorliegenden Gemälde jedoch annimmt, dass es sich nicht um unserer Gemälde handelt, da dieses vermutlich nicht als „quadrone grande“ bezeichnet worden wäre. Eine weitere Ausführung unserer Komposition befand sich ehemals im Neuen Palais bzw. ab Juli 1942 in Schloss Rheinsberg und unterscheidet sich nur in wenigen Details von unserer Version (vgl. Zerstört Entführt Verschollen. Die Verluste der preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg, Potsdam 2004, S. 170, Abb. S. 171).
Fabio Chiodini datiert das vorliegende Bild in die Spätzeit Franceschinis um 1721/22 („tarda maturità del pittore“) und vergleicht es mit dessen Gemälde „Tod des Abel“ in der Pinacoteca Nazionale in Bologna, das 1723 entstand.

Zertifikat

Fabio Chiodini, Castenaso, 16.5.2018.