Seo - Parallel World II - image-1

Lot 667 D

Seo - Parallel World II

Auktion 1135 - Übersicht Köln
01.06.2019, 14:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 25.000 € - 35.000 €

Seo

Parallel World II
2011

Acryl und Papiercollage auf Leinwand. 180 x 130 cm. Gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt '"Paralle' [sic.] 'World II"' '17.Okt.2011 SEO' sowie mit Maßangaben.

Die Sehnsucht, bis an das Ende der Welt über unsere Erde vorzudringen, scheint für die Astrologen und Physiker unermesslich. Viele Phänomene wissenschaftlicher Theorien haben die bildende Kunst zu phantastischen Bildfindungen angeregt. So auch die koreanische Künstlerin SEO, die hier eine Traumwirklichkeit nachvollzieht, den Blick in ein Paralleluniversum mit bloßem Auge wahrzunehmen. Konkret geht es hier um die Existenz des Schwarzen Lochs, das die beiden Nobelpreisträger Stephen Hawking und Kip Throne seit Mitte der 1970er Jahre als gegeben sehen, ihre visuelle Darstellung allerdings als noch nicht gesichert gilt. Inzwischen gelingt es, das Schwarze Loch im Kontrast zu seiner sichtbaren Umgebung abzubilden; das Licht reflektierende Gas nämlich, das in einem scheibenförmigen Strudel von dem dunklen Zentrum angezogen wird, macht dies möglich. Diesen Moment eines höchst komplizierten Vorgangs, der mit bloßem Auge keineswegs erkennbar ist, nimmt SEO zum Anlass, ihren romantischen Blick auf das Phänomen zu richten. Noch während des Studiums bei Georg Baselitz Anfang des neuen Jahrtausends in Berlin beginnt sie, sich mit Themen und Symbolen ihrer neuen Heimat malerisch auseinanderzusetzen. Hierzu zählt nicht nur das Phänomen skurriler Gartenzwerge sondern auch die Analyse deutscher Malerei an Bildbeispielen von Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Carl Spitzweg und nicht zuletzt Caspar David Friedrich. In dessen Gemälden wie „Mönch am Meer“, „Mondaufgang am Meer“ und „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ entdeckt SEO nicht nur Friedrichs romantisch überhöhten Blick in eine unendliche Weite, sondern die Künstlerin lässt mit dem Zitat zentraler Motive des Romantikers in ihrer Malerei auch ihre Sehnsucht nach der Weite der fernen Heimat spüren, die sie 2003 mit Arbeiten zu „Meine deutschen Träume“ formuliert. Den sehnsüchtigen Blick in eine parallele Welt mit dem zentralen Motiv Friedrichs wie hier noch einmal zu vermischen, erscheint also nur konsequent und wirft ein warmes Licht auf die nicht erfüllte Sehnsucht der Wissenschaft, den endlosen Blick in das Jenseits unserer Galaxie noch nicht sichtbar gemacht zu haben. Insofern ist SEOs Gemälde ein wunderbar romantischer Schritt auf dem Weg zur absoluten Erkenntnis.

MvL

Provenienz

Galerie Michael Schultz, Berlin; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen