Lot 319 D

Aquarell und Tuschfeder auf chamoisfarbenem Bütten 25,7 x 46,5 cm, unter Glas gerahmt. Am Unterrand mit Tuschfeder signiert, betitelt und datiert 'Feininger Zwo Frachter 19.9.36'. - Sehr leicht gebräunt mit schwachen Lichträndern. Entlang der Ränder mit Heftzwecklöchern.

Mit Foto-Expertise von Achim Moeller, New York, vom 7. Oktober 2013
Achim Moeller, Geschäftsleiter des Lyonel Feininger Project LLC, hat die Echtheit dieses Werks bestätigt. Das Werk ist im Archiv des Lyonel Feininger Project LLC, New York - Berlin, mit der Nummer 1230-10-07-13 registriert.

Provenienz
Galerie Ohse, Bremen (mit Rahmenetikett); Familienbesitz Walter Dexel; Privatbesitz

Ausstellung
Tokyo 1966 (Minami Gallery), Feininger 1871-1956, Kat. Nr. 2; Paris 1974 (Berggruen & Cie), Feininger: Huiles, aquarelles & dessins, Kat. Nr. 59 mit Abb.; London 1975 (Achim Moeller Ltd.), Lyonel Feininger. Visions of City and Sea: Watercolours, Drawings, Paintings. A Tribute to the Late Hans Hess, Kat. Nr. 32 mit Farbabb.; Hamburg 1978 (Levy Galerie), Lyonel Feininger, Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, Kat. Nr. 29 mit Farbabb.; Wolgast/Flensburg 1999 (Museum der Stadt Wolgast/Schifffahrtsmuseum), Im Hafen von Peppermint: Die Schiffe Lyonel Feiningers, Kat. Nr. 27, S. 50 mit Farbabb.

In den letzten Gemälden, die Lyonel Feininger in Deutschland vor seiner endgültigen Übersiedlung 1937 in die USA schuf, spiegelt sich die zunehmend bedrückende Situation wider, der der Künstler ausgesetzt war. Eine Verfestigung der Formen, eine Verdichtung der Farben und ein ernsthafter, düsterer Charakter unterscheidet sie von den vorangegangenen Werkabschnitten.
Die "Zwo Frachter" hingegen vermitteln einen gänzlich anderen Eindruck: ausgesprochen humorvoll und mit leichter Hand bringt Feininger in einer an Kinderzeichnungen erinnernden Bildsprache die titelgebenden Frachtschiffe zu Papier. Von gewaltigen Rauchschwaden begleitet, scheinen sie auf der glatten Wasserfläche vor Anker zu liegen und Ladung aufzunehmen, ein eifrig agierendes Besatzungsmitglied ist auf dem linken Frachter auszumachen. Deutungsfragen werfen hingegen die braunen, sich turmartig erhebenden Formen vor den Schiffen auf. Eine fröhliche Fabulierlust spricht aus der Zeichnung, in der Feininger einen seiner liebsten Themenkomplexe - das Meer und die Schiffe - aufgreift.