Amico Aspertini - Bildnis eines Mannes vor weiter Landschaft - image-1

Lot 2006 Dα

Amico Aspertini - Bildnis eines Mannes vor weiter Landschaft

Auktion 1153 - Übersicht Köln
30.05.2020, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 90.000 €

Amico Aspertini

Bildnis eines Mannes vor weiter Landschaft

Öl auf Holz. 45 x 36 cm.

Amico Aspertini gilt als einer der unkonventionellsten und eklektischsten Maler der italienischen Renaissance. Er wurde in Bologna als Sohn eines Malers geboren, studierte bei Lorenzo Costa und Francesco Francia. Er reiste nach Rom und in die Toskana und verschmolz später mittelitalienische und nordeuropäische Vorbilder, um eine sehr persönliche Interpretation der Maniera moderna zu schaffen. Aspertini galt bald als ein Maler, der sich nicht an die künstlerischen Normen hielt und einen völlig eigenen Weg beschritt. Amico Aspertini war hauptsächlich in Bologna tätig und arbeitete für Mäzene wie die Familie Bentivoglio und die Augustinerbrüder. Auch er war es, der ausgewählt wurde, einen Triumphbogen am Eingang der Stadt Bologna für den Einzug von Papst Clemens VII. und Kaiser Karl V. im Jahr 1529 zu dekorieren.
Bereits von Giorgio Vasari in seinen Vite als exzentrisch und bizarr erwähnt (uomo capriccioso e di bizzarro cervello), war er für seine Virtuosität bekannt. Aspertini konnte mit beiden Händen parallel zeichnen. Dabei gelang es ihm auch, zeitgleich mit einer Hand helle Partien und mit der anderen Hand dunkle Partien zu zeichnen.
Obwohl er nur wenige Portraits schuf, ist die Verschmelzung italienischer und nordeuropäischer Vorbilder sowie seine Gabe, die Dargestellten in einer so besonderen Art und Weise abzubilden, dass man glaubt ihre Charaktere, ihre Haltungen und Gedanken ablesen zu können, bemerkenswert. Unser Bruststück, welches einen jungen Mann frontal vor einer weiten Landschaft darstellt, folgt den Prototypen des frühen 16. Jahrhunderts. Die Szenerie erinnert an die nordeuropäische Portraitmalerei, die in Italien seit den 1480er Jahren bekannt war, während die blassblaue Palette der Landschaft an die Beispiele Leonardos erinnert. Unser Bildnis, welches zu einer frühen Phase in Aspertinis Oeuvre zählt, entbehrt der späteren Exzentrik und ist vom Einfluss Peruginos und Raffaels geprägt. Es wird im Katalog "Amico Aspertini (1474-1552) - artista bizzarro nell'età di Dürer e Raffaello" von 2008 als eine kleinere, in der Ausführung weniger geschliffene Version des "Portraits eines Mannes" erwähnt, welches sich heute im Frankfurter Städel befindet und auf circa 1505/1506 datiert wird. Auch das uns vorliegende Bildnis kann in das erste Jahrzehnt des XVI. Jahrhunderts datiert werden.

Provenienz

Auktion Christie's, London, 8.12.1995, Lot 69. - Toskanischer Adelsbesitz aus einer Wiener Privatsammlung.

Literaturhinweise

Ausst.-Kat.: Amico Aspertini 1474-1552, artista bizzarro nell'età di Dürer e Raffaello, Pinacoteca Nazionale di Bologna, 2008, S. 138, Nr. 28 u. S. 139 (Abb.).