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Lot 2518 Dα

Michael Neher - Eine italienische Häusergruppe mit einer Fischerfamilie

Auktion 1153 - Übersicht Köln
30.05.2020, 14:00 - Kunst des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €

Michael Neher

Eine italienische Häusergruppe mit einer Fischerfamilie

Öl auf Metall. 31,5 x 43 cm.
Monogrammiert und datiert unten rechts: MN (ligiert) 1830 (auf dem Sockel des Vordachs).

Michael Neher entstammt einer Biberacher Künstlerdynastie, aus der mehrere Maler hervorgingen. Sein Vater Joseph Neher (1756-1830), selbst Maler, übersiedelte nach München und wurde gemäß der Einbürgerungsurkunde 1795 Bürger dieser Stadt. In der Literatur zu Michael Neher wird fälschlicherweise Karl Joseph Bernhard d. Ä. Neher (1743-1801) als Vater genannt, jedoch belegt die Bürgerrechtsakte der Stadt München die Vaterschaft des genannten Joseph Neher.
Michael Neher erbte das künstlerische Talent seines Vaters und erhielt bereits 1812 Zeichenunterricht bei Professor Mitterer. Ein Jahr später besuchte er die Akademie der bildenden Künste in München. Zu seinen Lehrern gehörten der durch seine klassische Farbenlehre seinerzeit berühmte bayrische Hofmaler und Porträtist Mathias Klotz, der Architekturmaler Angelo I. Quaglio sowie bis 1818 Domenico Quaglio.
1819 brach Neher nach Trient auf, wo er bedeutende Aufträge erhielt und sich zunächst mit der Porträtmalerei beschäftigte. Er bereiste Oberitalien und schließlich auch Rom und Neapel. Von 1823 bis 1825 lebte Neher fortwährend in Rom, wo er Kontakt hatte zu E. Fries, E. F. Oehme und A. L. Richter sowie anderen deutschen Künstlern im Umkreis des bayrischen Kronprinzen Ludwig. In diesem Kreis kam es auch zu ersten Verbindungen mit der Künstlergruppe der "Nazarener". Eine Wende im künstlerischen Werdegang Nehers bildete der Kontakt zu dem Maler Heinrich Maria von Hess, der sich seit 1821 in Rom aufhielt und dort dem Kreis der Nazarener um Friedrich Overbeck und Peter von Cornelius anschloss. Er war es, der den 23jährigen Neher zur Architekturmalerei hinführte, so dass Neher, wenn auch anfänglich widerstrebend, sich dieser Bildgattung zuwandte.
Nach seiner 1825 erfolgten Rückkehr nach München gründete Neher eine Zeichenschule und bekleidete von 1827 bis 1833 die Stelle eines Konservators am Münchner Kunstverein.
In dieser Zeit entstand unsere 1830 datierte Ansicht einer italienischen Stadt mit Fischern, die ein brillantes Ergebnis seines früheren Italienaufenthalts darstellt. Fünf Jahre nach seiner Rückkehr zeigt Neher im Vordergrund eine Gruppe von drei Personen: rechts neben einem Mann mit einem geschulterten großen Fangnetz und einem umgehängten Tongefäß dürfte dessen Ehefrau stehen, während links von ihm eine knieende Frau Fische in einem Weidenkorb anbietet. Eine weitere Frau hat sich mit einer Spindel unter dem Vordach des Hauses in der rechten Bildhälfte niedergelassen. Im Mittelgrund wird die Staffage des Bildes von drei Männer komplettiert, von denen zwei auf einer Mauer sitzen und schlafen. Diese fein beobachteten und malerisch minutiös ausgeführten Figuren des italienischen Alltagslebens sind eingebunden in eine idyllische Stadt- und Flusslandschaft, die von einer Architekturruine mit einem Brunnen auf der linken und einem großen Haus auf der rechten Seite gerahmt wird. Der Blick geht an Pinien vorbei über einen Fluss, in dessen Wasser sich das Ufer spiegelt, bis zu einer dicht bebauten Stadt am gegenüberliegenden Flussufer und einem den Bildraum abschließenden Gebirge im Hintergrund.
Die Italienbilder Nehers sind sowohl Zeugnisse des italienischen Volkslebens zur Zeit des Künstlers als auch der Italiensehnsucht mitteleuropäischer Kunstsammler. Sie spiegeln in nahezu idealer Weise die zeitgenössischen Vorstellungen eines ländlich-einfachen Italiens und eines schlichten, aber glücklichen Lebens unter südlicher Sonne wider. Da sich Neher ab den späteren 30er Jahren zunehmend der Darstellung mitteleuropäischer Städte und mittelalterlicher Architektur widmete, tauchen seine Italienansichten vergleichsweise selten auf dem Kunstmarkt auf.
Günther Meier, Oberding, hat das vorliegende Gemälde im Original gesehen und wird es in sein in Vorbereitung befindliches Werkverzeichnis zu Michael Neher aufnehmen. Er identifiziert unser Gemälde mit einem Werk, das 1830, also noch im Jahr der Entstehung, von Münchener Kunstverein angekauft und ausgestellt wurde.

Zertifikat

Günther Meier, Oberding 14.4.2020.

Provenienz

Kunstverein München, 1830. - Auktion Karl & Faber, München, 7./8.12.1956, Lot 413. – Deutsche Privatsammlung. - Auktion Koller, Zürich, 17.9.2010, Lot 3247. - Privatbesitz, Belgien.

Ausstellung

Kunstverein München, 1830.