Lot 80 N

Im Verlauf des Jahres 1908 beginnt Lyonel Feininger mit der Arbeit an seinen Grotesken- und Mummenschanzbildern, darunter so bedeutende Gemälde wie „Karneval“ aus der Sammlung der Staatlichen Museen zu Berlin oder „Große Revolution (Uprising)", heute im New Yorker Museum of Modern Art beherbergt. Die Malerei hatte Feininger erst in den Jahren zuvor für sich entdeckt, nachdem er über lange Zeit vornehmlich auf Papier gearbeitet hatte. Unser Werk entstand offenkundig zu Beginn dieser Werkphase in Heringsdorf auf Usedom, wo sich Lyonel Feininger im Sommer des Jahres 1908 aufhielt.
Die vorliegende Arbeit belegt eindrucksvoll die zeichnerische Meisterschaft, welche der Künstler in diesen frühen Jahren bereits erreicht hat. Längst verfügt Feininger über ein geschärftes Auge für das Detail, vor allem aber hat er ein präzises Gespür für Komik und Tragödie menschlicher Existenz sowie einen feinen Sinn für die Verwirrungen seiner Zeit. Absurd bis anarchisch erscheint die Szene zwischen Clown, Harlekin und der Geranienpflanze in ihren verschobenen Größenverhältnissen, während im Hintergrund Hügel und Bäume geisterhaft in Bewegung geraten. Trotz aller Irritation: Im Angesicht der gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüche der Epoche eröffnet uns Feininger einen hoffnungs- wie sehnsuchtsvollen Blick in eine phantastische Welt zwischen Zirkus und Traum.