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Lot 73 Dα

Goldemailanhänger im Renaissancestil

Auktion 1158 - Übersicht Köln
12.11.2020, 14:00 - Schmuck and Golddosen
Schätzpreis: 8.000 € - 10.000 €

Goldemailanhänger im Renaissancestil

Gelbgold, gegossen, ziseliert. An doppelter emaillierter Kettenaufhängung mit Perlen und bekrönender Rollwerkspange zweiseitiger Anhänger nach einem spanischen Pilgenanhänger des frühen 17. Jh. Vollplastische Darstellung eines auf einem liegenden, mit Früchten gefüllten Füllhorn stehenden Hundes. Fein staffiert mit polychromem opakem und transluzidem émail en ronde bosse und émail champlevé und gefasst mit sechs Rubinen und drei Smaragden im Tafelschliff in geschlossenen folierten Kastenfassungen. Symmetrisch angehängt vier kleine Perlpendilien in Tropfenform. Email mit kleinen Verlusten. Später angebrachte kleine Broschierung anstatt der Anhängeröse. H gesamt 8,5 cm. Gewicht 24,45 cm.
Reinhold Vasters, Aachen, vor 1857.

Unser Anhänger basiert auf einem Aquarell, das zu einem Konvolut von Goldschmiedeentwürfen gehört, die sich in der Bibliothek des Victoria & Albert Museums befinden (E. 4843-1919). Ihr Fund hatte die deutsche Kunsthistorikerin Miriam Krautwurst auf die Spur des Aachener Goldschmieds und Chefrestaurators des dortigen Domschatzes, Reinhold Vasters gebracht. Dieser hatte, gemeinsam mit dem Pariser Goldschmied Alfred André, in der zweiten Hälfte des 19. Jh. täuschend echte Nachschöpfungen historischer Goldschmiedearbeiten gefertigt, die als Renaissanceschmuck in berühmte Sammlungen gelangten. In Ihrer Dissertation über Vasters behandelt die Kunsthistorikerin den Typus "supportativer Anhänger in Form eines Hundes auf einem Füllhorn" (A13) in einem extra Kapitel. Sie führt als Vorbild für seinen Entwurf einen Votivanhänger aus dem Llibres de Passanties (1603), dem Musterbuch der Goldschmiedegilde in Barcelona an und verweist auf drei bekannte Realisationen seines Londoner Entwurfs, der auch zwei alternative Varianten der Abschlussrosette zeigt. Zwei der genannten Ausführungen wurden 1893 in der Nachlassversteigerung der Sammlung Frédèric Spitzer in Paris angeboten. Bei unserem Anhänger könnte es sich um einen der beiden handeln (Lot 1845), der die identische Abschlussrosette aufweist und dessen Verbleib bei Krautwurst als unbekannt bezeichnet wird.

Literaturhinweise

Siehe Krautwurst, Reinhold Vasters ein niederrheinischer Goldschmied des 19. Jh. in der Tradition Alter Meister, Sein Zeichnungskonvolut im Victoria und Albert Museum London, Trier 2003, S. 144 f, A13.