Lot 115 D

Der nahe der für ihre frühen Wandgemälde und -mosaike berühmten Stadt Ravenna geborene Maler Franco Gentilini arbeitet zuerst als Keramiker und auf dem Gebiet der Wandmalerei - u.a. auch mit Giorgio Morandi zusammen in Bologna. In den späten 1920er Jahren ist er oft in Paris und wird zu zahlreichen Biennalen nach Venedig eingeladen. Ab Anfang der 1930er Jahre in Rom beheimatet, wird ihm schnell künstlerischer Ruhm zuteil als Teil der Gruppe um das Caffé Ragno, das als Treffpunkt der zur Scuola Romana zählenden Künstler wie Cagli, Mucci, Falqui, Sinisgalli und de Libero dient. Gentilini hält er sich in dieser Zeit aber auch häufig in Venedig auf und wird als bevorzugter Künstler von Carlo Cardazzo, dem Gründer der Galleria Cavallino, zusammen mit De Chirico, Carrà, Fontana und Morandi ausgestellt. Cardazzo ist einer der favorisierten Kunsthändler der Familie Guggenheim.
Die nach dem II. Weltkrieg entstandenen Werke von Franco Gentilini werden von Privatsammlern besonders geschätzt, in den 1950er Jahren arbeitet er an einer Serie von „Kathedralen“.
Der besondere Charme der Arbeiten begründet sich in der graphischen Reduktion des Motivs - wie hier der ikonischen venezianischen Architektur der Platzanlage mit Blick auf die Basilica di San Marco mit ihrer Figurenstaffage - und der haptischen Wirkung eines Freskos.