Girolamo Mirola - Venus und Amor - image-1

Lot 2021 Dα

Girolamo Mirola - Venus und Amor

Auktion 1175 - Übersicht Köln
05.06.2021, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen 15.-19. Jh.
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Girolamo Mirola

Venus und Amor

Öl auf Leinwand (doubliert). 114 x 94 cm.

Auf dem Keilrahmen bezeichnet: „No 213. Francesco Mazzuoli. Parmegiano pinx.“
Das vorliegende Gemälde steht in engem Zusammenhang mit einem der berühmtesten und raffiniertesten Bilder des Cinquecento, der „Madonna della Rosa“ von Francesco Mazzola, genannt Parmigianino, das sich heute in der Dresdener Gemäldegalerie Alte Meister befindet (Abb. 1). Elisabetta Fadda, die unser Gemälde als einzigartig und äußerst interessant beurteilt („unico e di estremo interesse“), sieht darin jedoch keineswegs eine Kopie nach Parmigianino, sondern schreibt es aufgrund der malerischen Qualität und den ikonografischen Besonderheiten dem Bologneser Künstler Girolamo Mirola zu, Hofmaler des Herzogs Ottavio Farnese von Parma und Piacenza.
Einer der Gründe für das besondere Interesse, das unser Gemälde beanspruchen darf, liegt demnach in der Umwandlung der Ikonografie von einem geistlichen Thema, der „Madonna mit Kind“, bei Parmigianino in das weltliche Sujet „Venus und Amor“. So wird insbesondere die Rose in der Hand von Parmigianinos Jesuskind zu einem Pfeil in Mirolas Version, der zusammen mit dem ebenfalls hinzugefügten Bogen am unteren Bildrand die Identifizierung als Amor erlaubt.
Möglicherweise hat bereits Parmigianino anfangs die Darstellung von „Venus und Amor“ beabsichtigt, zumindest zieht sein erster Biograf Ireneo Affò (1741-1797) diese Möglichkeit in Betracht. Affò berichtet von den Beobachtungen, die der Maler Benigno Bossi (1727-1792) vor dem Gemälde Parmigianinos in der Dresdener Gemäldegalerie gemacht habe (vgl. Ireneo Affò: Vita del graziosissimo pittore Francesco Mazzola detto il Parmigianino, Parma 1784, S. 71f.). Demnach habe Benigno Bossi noch die Flügel des Amors und den Schmuck der Venus als Pentimenti Parmigianinos gesehen. Elisabetta Fadda weist in ihrem Gutachten darauf hin, dass Parmigianinos Gemälde verschiedenen Restaurierungen unterzogen wurden, nachdem Bossi es im 18. Jahrhundert gesehen habe. Diese Restaurierungen könnten möglicherweise Details verändert haben, die Bossi noch gesehen und eine Deutung als „Venus und Amor“ nahegelegt haben könnten.
Elisabetta Fadda datiert das vorliegende Gemälde in die ersten Jahre von Girolamo Mirolas Aufenthalt in Parma, ca. 1556. Sie vergleicht die Darstellung der Venus mit den Nymphen auf einem Fresko des Künstlers im Palazzo del Giardino in Parma und hält es für denkbar, dass unser Gemälde anlässlich einer fürstlichen Hochzeit des Hauses Farnese entstanden sein könnte.

Abb. 1: Parmigianino: Die Madonna mit der Rose, 1529/30, Öl auf Holz, 109 x 88,5 cm. Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Inv.-Nr.: Gal.-Nr. 161 (Foto: © bpk / Staatliche Kunstsammlungen Dresden / Elke Estel / Hans-Peter Klut)

Zertifikat

Elisabetta Fadda (ohne Datum).