Franz Anton Maulbertsch - Abschied Hektors von seiner Gemahlin Andromache und seinem kleinen Sohn Astyanax - image-1

Lot 2092 Dα

Franz Anton Maulbertsch - Abschied Hektors von seiner Gemahlin Andromache und seinem kleinen Sohn Astyanax

Auktion 1175 - Übersicht Köln
05.06.2021, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen 15.-19. Jh.
Schätzpreis: 20.000 € - 25.000 €

Franz Anton Maulbertsch

Abschied Hektors von seiner Gemahlin Andromache und seinem kleinen Sohn Astyanax

Öl auf Leinwand (doubliert). 25,5 x 42 cm.

Vor dem Tempel des Priamos auf der linken Seite sowie dem Skäischen Tor und den Mauern Trojas auf der rechten Seite, verabschiedet sich, wie in der Ilias im 6. Gesang, Vers 390-502 beschrieben, Hektor von seiner Gemahlin Andromache und seinem kleinen Sohn Astyanax.
Von einer meisterhaften Lichtführung aus der Menge der aufbrechenden Krieger und klagenden Frauen hervorgehoben, rücken die drei Hauptfiguren in den Mittelpunkt. Ein Knabe, hinter dem wehenden roten Mantel Hektors stehend, hält dessen Schild und Helm, vor dem sich sein Sohn zuvor so sehr erschrak.
Zum Abschied küsst und wiegt Hektor den kleinen Astyanax, der wiederum seine Arme nach dem Vater reckt. Wer genau hinschaut, entdeckt ein kleines amüsantes Detail, welches der Maler, frei erfunden, hinzugefügt hat. Auf den Hinterbeinen stehend winselt ein kleines Hündchen um Aufmerksamkeit, während die Dramatik der Verabschiedung ihren Höhepunkt erreicht.

Börsch-Supan datiert unser Gemälde auf 1785/1790 und verweist auf druckgraphische Blätter von Maulbertsch mit vielfigurigen Szenen aus der griechischen und römischen Geschichte, wie “Coriolan vor Rom” und “Alexander und die Frauen des Darius” von 1786-1790, die nur als Unikate erhalten sind (Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung). Neben Dramatischem gibt es mit “Der Guckkastenmann” von ca. 1785 auch Burleskes, bekannt als Radierung und als annähernd gleich großes Gemälde (Öl/Lwd., 43,4 x 39,6 cm) in der Staatsgalerie Stuttgart. Nichtchristliche Themen sind bei Maulbertsch von hoher Seltenheit.

Zertifikat

Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, 22.3.2020.

Provenienz

Vom heutigen Eigentümer 2017 in einem Schweizer Auktionshaus erworben. Seitdem in süddeutscher Privatsammlung.