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Lot 159 Dα

Für den Siegelbewahrer König Ludwigs XV.: Das Ecritoire des Jean-Baptiste de Machault d'Arnouville

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 700.000 € - 800.000 €

Für den Siegelbewahrer König Ludwigs XV.:
Das Ecritoire des Jean-Baptiste de Machault d'Arnouville

Silber, Porzellan, Spiegelglas, Bronze, vergoldet. Über einem vergoldeten Bronzesockel mit plastischem Rokoko-Dekor und einem eine unbewegte Wasserfläche imitierenden Glasspiegel erhebt sich das detailliert ausgeführte Ecritoire in Form eines Segelboots mit Mast und Takelage. Tintenfass und Sandstreuer verbergen sich in zwei Fässern an Deck; im Heck befinden sich kleine Deckelgefäße in der Gestalt von Reusen für den Fang. Am Bug der gelichtete Anker, unter dem Heck das fein ziselierte Ruder in Form eines Delfins. Backbord erkennt man ein ausgelegtes Fischernetz aus fein geknüpftem Silberdraht mit kleinen Fischen und Schalentieren; steuerbord einen montierten Kerzenhalter mit zwei Tüllen. Wird das textile Segel ausgerollt, bildet es einen Blendschutz, der das Licht abschirmt. Über dem Heck schließlich erhebt sich ein zylindrisches Uhrengehäuse mit weißem Emailzifferblatt, über dem sich eine Ranke polychromer Vincennes-Porzellanrosen bis in die Takelage rankt. Marken: Pariser Pächterstempelung Julien Berthe für 1750 - 56, Jahresbuchstabe M für 1752, MZ François-Thomas Germain (1748 - 65, Rosenberg Nr. 6506, 6511, 6387, Beuque Nr. 606). Das Werk der Uhr signiert "F.Rabby a Paris", i. e. François Rabby I, Paris ab 1717. H 41; B 39,8; T 25 cm.
Paris, François-Thomas Germain, 1752.

Jean-Baptiste de Machault d'Arnouville (1701 - 1794) entstammte einer alten Familie von Hofbeamten, die seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts in Paris ansässig war.
In einer für seine Zeit bemerkenswerten Lebensspanne, die es ihm ermöglichte, fast das gesamte 18. Jahrhundert mitzuerleben, durchlebte er eine ebenso bemerkenswerte Karriere. Bereits im Alter von 20 Jahren zum Ratsherren ernannt (1721), wurde er später Präsident des Großen Rats (1738), Präsident des Handelsamts (1744), Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften (1746). Generalkontrolleur der Finanzen (1745-1754), königlicher Staatsminister (1749), sowie Staatssekretär für die Marine (1754-1757).

Von der Marquise de Pompadour protegiert, gehörte er zu den einflussreichen Günstlingen König Ludwigs XV., der ihn 1750 zum Siegelbewahrer ernannte. In dieser Zeit begann Jean-Baptiste de Machault mit großem Aufwand den Bau seines Schlosses in Arnouville-les-Gonnesse, das von Zeitzeugen als "grandiose" beschrieben wurde.
Er gilt bis heute als einer der größten Kunstliebhaber seiner Zeit. Die Stücke aus seiner Sammlung, die uns überliefert sind, zählen zu den prestigeträchtigsten französischen Kunstwerken des 18. Jahrhunderts - und lassen sich durchaus mit den Kunstschätzen der Marquise de Pompadour messen.

Nach seinem Rückzug aus der Politik zog er sich 1789 auf das Schloss von Thoiry zurück, dass einer seiner Söhne, Charles-Henri-Louis (1747 - 1830), durch Heirat erlangt hatte. Die Schreibgarnitur blieb aber offenbar in Arnouville, wo sie, versteckt in einer Wäschekammer, die Unruhen der Revolution überstand. Jean-Baptiste de Machault selbst wurde 1794 inhaftiert und starb wenig später im Gefängnis.

Francois-Thomas Germain übernahm die Pariser Werkstatt seines Vaters 1748 im Alter von 22 Jahren. Im gleichen Jahr erbte er dessen Titel des Orfèvre et Sculpteur du Roi. Sein Atelier in den Galeries du Louvre zählte zu den renommiertesten in Paris und belieferte nicht nur das französische Königshaus, sondern auch die großen europäischen Adelshäuser und die Hofsilberkammern in Portugal und Russland. Trotz seines überragenden wirtschaftlichen Erfolgs geriet er in den 1760er Jahren in finanzielle Schwierigkeiten und musste schließlich 1765 seinen Bankrott erklären. Germain starb verarmt und hochverschuldet 1791 in Paris.

Provenienz

Nach Revolutionsende ließ Charles-Henri de Machault das kostbare Ecritoire nach Thoiry bringen und vererbte es später seinem Sohn Eugène (1774 - 1822), der es wiederum an seinen Schwiegersohn Leónce de Vogüé weitergab. Léonce schließlich vermachte es seiner Tochter Angélique, der späteren Vicomtesse de la Panouse, deren exzentrischer Lebensstil ihr im Paris des späten 19. Jahrhunderts zu einiger Berühmheit verhalf.

Literaturhinweise

Das Objekt ist in zwei Dokumenten erwähnt:
1. Im Inventar des Chateau d´Arnouville von 1794: "ein kleines silbernes Schiff mit all seinen Annehmlichkeiten, mit einem silbernen Gehäuse, in welches eine Pendule eingelassen ist, und mehreren Porzellanfiguren, montiert auf einem vergoldeten Ormolu-Sockel." (Archives départementales des Yvelines, IV Q 175).
2. Im Testament des Léonce de Vogüé vom 22. Oktober 1875. Dort wird "ein kleines Schiff aus sächsischem Porzellan, Silber und Email, auf Bronze montiert", aus dem Besitz seines Schwiegervaters Eugène de Machault, seiner Tochter Angélique, Vicomtesse de la Panouse, vermacht. (Pruchnicki, Un Domaine de Ministre au temps de Louis XV: Jean-Baptiste de Machault à Arnouville, mémoire École du Louvre 2009, S.138.)

Vgl. auch Sorensen, Pour attirer plus de visiteurs au château de Thoiry, 1968, o. S.; Jagger, Clocks, London 1973, S. 38, Nr. 39; Pruchnicki, Arnouville, le château des Machault au XVIIIème siècle, Paris 2013, S. 4, 62 f.

In den Sammlungen des Museu Nacional de Arte Antiga und des Palácio Nacional da Ajuda in Lissabon befindet sich ein Paar Saucièren in Schiffsform, die Francois-Thomas Germain 1758 für den Portugiesischen Hof ausführte.