Zwei allegorische Figuren
'Le Sommeil' und 'L'Espérance'
Terracotta. Zwei vollplastisch gearbeitete Frauenfiguren in antikischen Kleidern auf runden flachen Plinthen stehend. Der Schlaf mit aufgestütztem Kopf gegen einen kannelierten Säulenstumpf gelehnt, die Hoffnung hinter einem von Rosenblüten umwundenen Anker. H ca. 38 cm.
Andenne, Manufaktur Wouters, das Modell Jacques Richardot, zugeschrieben, Ende 18. Jh.
Das Figurenpaar wurde in unterschiedlichen Größen von der belgischen Manufaktur in Andenne produziert, u.a. auch fast lebensgroß mit einer Höhe von 120 - 130 cm.
Die Produktion von feinem Steingut in Andenne begann 1783 auf Initiative von Joseph Wouters, dessen Familie mit Tonerde handelte. Wouters bereiste zunächst die großen europäischen Steingutzentren und stellte dann Mitarbeiter aus Septfontaines, Lothringen und England ein. Seine erste Fabrik erhielt 1785 von Kaiser Joseph II. für zehn Jahre den Titel "Kaiserliche und Königliche Fabrik".
Der Keramiker Jacques Richardot (1743 - 1806) war der Sohn von Claude Richardot, einem für die Manufaktur in Lunéville tätigen Bildhauer. Er erlernte in jungen Jahren seinen Beruf bei Paul-Louis Cyfflé und Jacques Chambrette. Nach dem Tod des letzteren 1758 suchten die Manufakturisten neue Beschäftigung. Die Familie Richardot zog nach Brüssel. In den nächsten Jahren fand Jacques Richardot bei verschiedenen Manufakturen Anstellung. Seine Skulpturenschöpfungen waren so erfolgreich, dass sogar die Porzellanmanufaktur Frankenthal seine Version der Entführung der Helena produzierte. Ab 1786 waren Jacques und sein inzwischen erwachsener Sohn Ghislain auch in der Manufaktur Wouters engagiert.
Literaturhinweise
Vgl. die großen Exemplare Musée Groesbeeck de Croix, bei Piechowski, L´énigme Richardot, in: La faïence fine à Andenne (online), S. 104 ff., Abb. 7 ff.