Lot 1543 Dα

Die Zuschreibung der beiden Gemälde erfolgte nach Prüfung durch Frau Dr. Anna Orlando, die sie als "zwei exquisite eigenhändige Arbeiten - squisite opere autografe" beschreibt und sie in die reife Schaffensphase des Künstlers einordnet.
Nach Ausbildung in seiner Heimatstadt Genua bereiste Giovanni Benedetto Castiglione ausgiebig die italienische Halbinsel und war in Genua, Rom, Neapel, Mantua und Venedig tätig. Innovativ war der talentierte Maler nicht nur als Erfinder der Monotypie, sondern auch als bemerkenswerter Zeichner. Als vielfältiger und kultivierter Künstler wählte er häufig komplexe Themen und ersann rätselhafte allegorische Darstellungen und mythologische Erzählungen.
Unsere beiden Gemälde spiegeln das kulturelle Interesse des Künstlers wieder, das eng mit der Bewegung des Neo-Stoizismus verbunden ist. So bringt auch die hier gewählte Thematik einen komplexen allegorischen Sinnzusammenhang zum Ausdruck, die die beiden Darstellungen in einen nahezu philosophischen Dialog treten lässt.
Die Allegorie der Künste - die als ein Parallelismus zu einem weiteren, von Grechetto sehr geschätzten Sujet betrachtet werden kann - ist als Hinweis auf die künstlerische demiurgische Aktivität zu sehen: Die Wirklichkeit wird verändert und verbessert durch „technè“; wohingegen Diogenes, die edle Natur menschlichen Seins anstrebend und doch nur Tiere findend, die Unerreichbarkeit des Angestrebten verkörpert.
Dadurch, dass er die beiden Darstellungen aufeinander bezieht, übermittelt der Künstler eine komplexe Nachricht: Wenn auch die Künste eine Veränderung der Natur anstreben, um auf diese Weise eine verfeinerte und würdigere Wirklichkeit erschaffen zu können, so ist Diogenes doch Zeuge der banalen und animalischen menschlichen Natur und damit auch der Unmöglichkeit, durch geistige Tätigkeit eine bessere Wirklichkeit zu erschaffen.