Peter Snijers - Stillleben mit Distel und Nest - image-1

Lot 1590 Dα

Peter Snijers - Stillleben mit Distel und Nest

Auktion 1185 - Übersicht Köln
20.11.2021, 11:00 - Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh.
Schätzpreis: 20.000 € - 25.000 €
Ergebnis: 42.500 € (inkl. Aufgeld)

Peter Snijers

Stillleben mit Distel und Nest

Öl auf Leinwand (doubliert). 106 x 84 cm.

Eine Distel mit gezackten Blättern, roten Blüten und dornenbewehrten Knospen beherrscht die große Komposition von Pieter Snyers. Der Künstler betont die sonderbare Form der Pflanze durch das dramatische Bildlicht, das die gezackten Konturen der Blätter hervorhebt. Das fahle Licht und das kalte Blau-Grün der Blätter steigern diesen dramatischen Effekt, die roten, gelben und weißen Blüten setzen dabei farbige Akzente in der ansonsten nahezu monochromen Farbkomposition. Offensichtlich hat der Künstler bei der Wiedergabe der Pflanzen Wert auf botanische Exaktheit gelegt, wie etwa das verwelkte Blatt mit seinem blassen Ocker und dem gebräunten Rand zeigt. Der malerischen Dramatik, die Snyers inszeniert, entspricht das Geschehen, das sich unter der Distel abspielt. Dort, im Schutz der Pflanze und umhüllt von den Blättern, hat ein Vogel sein rundes Nest gebaut, in dem einige Eier liegen. Der Vogel ist nicht zu sehen, eines der Eier liegt zerschlagen neben dem Nest, und eine Maus nähert sich dem Ei, während eine Schnecke von oben angekrochen kommt.
Pieter Snyers zählt zu den Meistern der letzten großen Blüte der niederländischen Stilllebenmalerei in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im Jahr 1681 in Antwerpen geboren, studierte er bei Alexander van Bredael, einem Mitglied der weitverzweigten Antwerpener Malerfamilie. 1707 wird er als Meister der Lukasgilde aufgenommen, später leitet er die Königliche Kunstakademie seiner Heimatstadt. Das Oeuvre von Snyers umfasst neben Stillleben aller Art auch Genreszenen und Bildnisse, von denen eine Reihe während dessen Englandaufenthalts entstanden sind. Das Sous-Bois oder Waldstillleben entwickelte sich in der Mitte des 17. Jahrhunderts, spätestens mit den Bildern Otto Marseus van Schriecks, der sich auf diese Gattung spezialisierte, wurden sie populär. Die Kämpfe zwischen den Reptilien, Insekten und Kleintieren, die sich im Schatten der Waldpflanzen abspielten, wurden moralisch gedeutet.

Provenienz

Galerie Sanct Lucas, Wien, 1971. - Sammlung Rau für UNICEF. - 1020. Lempertz-Auktion, Köln, 16.11.2013, Lot 1307. - Deutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Ausst.-Kat. Rolandseck 2012: Kunstkammer Rau. Köstlich! Stilleben von Frans Synders bis Giorgio Morandi, hg. v. Oliver Kornhoff, Köln 2012, S. 109, Nr. 35, Abb. S. 71.