Eduard und Bertha Wehnert - Ohne Titel (Portrait einer Dame) - image-1

Lot 500 Dα

Eduard und Bertha Wehnert - Ohne Titel (Portrait einer Dame)

Auktion 1189 - Übersicht Köln
03.12.2021, 14:00 - Photographie
Schätzpreis: 3.000 € - 4.000 €
Ergebnis: 7.500 € (inkl. Aufgeld)

Eduard und Bertha Wehnert

Ohne Titel (Portrait einer Dame)
1845-1849

Daguerreotypie. 6,5 x 5,3 cm sichtbarer Passepartoutausschnitt, 11,5 x 10 cm Gesamtmaß. Auf dem Originalpassepartout unterhalb des Bildes die gedruckte Angabe 'Eduard Wehnert u. Bertha Wehnert fec'. - Entlang der Ränder oxidiert. Unter originalem Glas gerahmt. Der Rahmen mit Gebrauchsspuren.

Als erste Berufsphotographin Europas ist Bertha Wehnert-Beckmann in die Geschichte der Photographie eingegangen, sie gilt heute als unbestrittene Pionierin auf diesem Gebiet. 1815 in Cottbus geboren, erlernte sie zunächst das Haarklöppeln, bevor sie sich ab 1840, nur ein Jahr nach Vorstellung des Daguerrschen Verfahrens, mit dem neuen Medium vertraut machte. Nach Stationen als Daguerreotypistin in Dresden, Cottbus und verschiedenen thüringischen Kleinstädten ließ sie sich 1844 dauerhaft in Leipzig nieder, wo sie im Atelier Eduard Wehnerts tätig war. Die 1845 geschlossene Ehe der beiden währte nicht lange, nach dem frühen Tod Wehnerts im Sommer 1847 führte die ebenso emanzipierte wie tüchtige Unternehmerin das Geschäft über fast vier Jahrzehnte, bis ins Jahr 1882, erfolgreich fort. Ihr exzellenter Ruf, Dank dessen sich Bertha Wehnert-Beckmann als Frau in einem technischen Beruf gegen die männliche Konkurrenz durchzusetzen vermochte, verschaffte ihr zahlreiche Aufträge der gehobenen Leipziger Gesellschaft. Persönlichkeiten aus Hochadel, Militär und dem namhaften Bürgertum wurden von ihr portraitiert, zu ihren prominentesten Kunden zählten in den 1840er Jahren u.a. der junge Johannes Brahms oder der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné. Zwischen 1849 und 1851 hielt sie sich in New York auf, wo sie unweit des Broadways ein Atelier betrieb und u.a. Samuel Houston und Millard Fillmore, 13. Präsident der USA, zu ihren Kunden zählte.
Von der Leipziger Presse wurde sie, wohl auch aufgrund ihres Geschlechts, insbesondere einer weiblichen Klientel empfohlen, und so entstanden zahlreiche Damen- und Kinderportraits, was eine Zuschreibung der hier zum Aufruf kommenden Arbeit an Bertha Wehnert-Beckmann nahelegt. Die portraitierte Dame ist nicht identifiziert, das Passepartout mit ornamentalem Golddekor und dem Aufdruck „Eduard Wehnert u. Bertha Wehnert fec.“ (auch nach dem Tod ihres Mannes hielt sie zunächst an dieser Bezeichnung fest) legt eine Datierung zwischen 1845 und 1849 nahe. Daguerreotypien Bertha Wehnert-Beckmanns befinden sich in verschiedenen musealen und privaten Sammlungen, auf dem internationalen Auktionsmarkt kommt erstmals ein Objekt dieser Art zum Aufruf.

Literaturhinweise

Jochen Voigt/Christoph Kaufmann (Hg.), Der gefrorene Augenblick. Daguerreotypie in Sachsen 1839–1860. Inkunabeln in sächsischen Sammlungen, Chemnitz 2004; Jochen Voigt, A German Lady. Bertha Wehnert-Beckmann. Leben & Werk einer Fotografiepionierin, Chemnitz 2014; Volker Rodekamp (Hg.), Bertha Wehnert-Beckmann 1815 – 1901. Die Fotografin, Ausst.kat. Stadtgeschichtliches Museum, Leipzig, Leipzig 2015