Carlo Cignani - Samson zerreist die Fesseln, als Dehlila ihn auf anwesende Philister hinweist - image-1

Lot 1571 Dα

Carlo Cignani - Samson zerreist die Fesseln, als Dehlila ihn auf anwesende Philister hinweist

Auktion 1209 - Übersicht Köln
19.11.2022, 11:00 - Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh.
Schätzpreis: 20.000 € - 22.000 €

Carlo Cignani

Samson zerreist die Fesseln, als Dehlila ihn auf anwesende Philister hinweist

Öl auf Leinwand (doubliert). 94 x 127,5 cm.

Die Geschichte von Samson und Dehlila (Buch der Richter, XVI) zählt zu den populären biblischen Erzählungen, die von zahlreichen Künstlern vor allem des Barock dargestellt worden ist. Der mit übermenschlicher Kraft gesegnete Samson verliebt sich in Dehlila. Dehlila jedoch lässt sich von den Philistern dazu verleiten, Samson die Quelle seiner Kraft zu entlocken, damit diese ihn bezwingen können. Samson verrät ihr, dass es seine langen Haare sind und er schwach wird wie jeder andere Mensch, wenn sie abgeschnitten würden. Als Samson schläft, ermöglicht Dehlila den Philistern, Samson die Haare abzuschneiden, ihn so seiner Kraft zu berauben, zu blenden und zu besiegen.
Künstler wie Rubens und Rembrandt haben den dramatischen Moment dargestellt, in dem dem schlafenden Samson die Haare abgeschnitten werden oder dieser geblendet wird. Carlo Cignani hingegen wählt eine vorangehende, selten dargestellte Szene: Auf Dehlilas Versuche, Samson das Geheimnis seiner Stärke zu entlocken, nennt Samson zunächst nicht den wahren Grund. So erzählt er etwa, dass man ihn mit neun Seilen fesseln müsse, damit er seine Stärke verliere. Jedes Mal aber, wenn die Philister angreifen, weil sie Samson geschwächt wähnen, befreit sich dieser und bezwingt sie - eben bis er beim vierten Mal Dehlila den wahren Grund seiner Stärke verrät.
Carlo Cignani stellt den Moment dar, in dem Dehlila auf die angreifenden Philister hinweist und Samson mit einer kraftvollen Geste die Seile zerreißt. Wie in anderen seiner Werke konzentriert Cignani die Komposition auf die zwei Protagonisten und steigert so die Dramatik der Darstellung. Die jugendliche, elegante Figur des Samson zeigt dabei den Einfluss Guido Renis, die Komposition ist geprägt vom Klassizismus des Bologneser Barocks, dessen letzter großer Vertreter Carlo Cignani war.

Wir danken Dr. Milena Naldi für die Bestätigung der Zuschreibung dieses Gemäldes an Carlo Cignani.

Provenienz

Auktion Koller, Zürich 15.5.1981, Lot 5007. - Seitdem in süddeutschem Privatbesitz.