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Lot 891 Dα

Seltenes Paar Chantilly Deckelterrinen auf Untertellern

Auktion 1220 - Übersicht Köln
19.05.2023, 10:00 - Silber Porzellan Fayencen
Schätzpreis: 1.500 € - 2.000 €
Ergebnis: 1.890 € (inkl. Aufgeld)

Seltenes Paar Chantilly Deckelterrinen auf Untertellern

Weichporzellan (pâte tendre), Aufglasurdekor in Kakiemon-Polychromie mit schwarzen Konturen, braune Randstreifen. Im Grundriss vierpassig, bemalt mit japanischen Blatt- und Blütenmotiven und einem großen Maikäfer auf allen Geschirrteilen. Eisenrote Marke Posthorn. Ein kurzer restaurierter Vertikalriss durch eine Terrinenseite, kleine Chips an beiden Deckelknäufen restauriert. Terrine H ca. 10, Teller B ca. 24 cm.
Um 1730/40.

In Frankreich wurde seit 1673 in Rouen Weichporzellan hergestellt, also Porzellane, die im Unterschied zur Produktion in Meissen, kein Kaolin enthielten. Die sogenannte „pâte tendre“ war besonders transluzid, leichter als kaolinhaltige Masse, aber auch weniger hart und resistent im gebrannten Zustand.
Die ersten Porzellanfabriken entstanden im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts in Saint-Cloud, Chantilly und Mennecy, also an Orten, die sich in und um Paris befanden. Das Porzellan von Saint-Cloud wurde schon früh mit Spitzenbordüren in unterglasur aufgetragenem Kobaltblau dekoriert, später kam ein Golddekor hinzu, den Böttgers ehemaliger Mitarbeiter Christoph Conrad Hunger von Meissen über Wien und Venedig nach Frankreich mitbrachte.
Louis Henri de Bourbon, Prince de Condé, der 1725 die Porzellanmanufaktur in Chantilly gründete, liebte asiatisches Porzellan, vor allem aber Stücke der Manufaktur der Kakiemon-Familie aus Arita in Japan. Die Manufakturisten in Chantilly bemühten sich, diese außergewöhnlich präzisen Formen und Dekore peinlich genau zu kopieren, und viele Stücke in internationalen Sammlungen beweisen ihre Meisterschaft.
Mennecy, die letzte dieser früheren Manufakturen, wurde 1734 in der Rue de Charonne in Paris gegründet, von wo aus sie 1748 nach Mennecy und später nach Bourg-La-Reine umzog. Die Formen und Dekore orientierten sich zunächst an den Erzeugnissen aus Saint-Cloud und Chantilly. Später nahm der Einfluss aus Vincennes zu. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wurden in diesen drei Fabriken nur wenige Figuren hergestellt, da die pâte tendre nicht formstabil war und stets die Gefahr bestand, dass die Stücke während des Brennvorgangs im Ofen brachen.

Provenienz

Roderick Jellicoe, London.
Europäischer Privatbesitz.

Literaturhinweise

Vgl. Le Duc, Porcelaine tendre de Chantilly au XVIIIe siècle. Héritages des manufactures de Rouen, Saint-Cloud et Paris et influences sur les autres manufactures du XVIIIe siècle, Paris 1996, S. 83.