Abraham Mignon - Jagdstillleben mit einem Feldhuhn, Fasan, Distelfink, weiteren Vögeln und Jagdutensilien - image-1

Lot 2052 Dα

Abraham Mignon - Jagdstillleben mit einem Feldhuhn, Fasan, Distelfink, weiteren Vögeln und Jagdutensilien

Auktion 1221 - Übersicht Köln
20.05.2023, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 300.000 € - 500.000 €

Abraham Mignon

Jagdstillleben mit einem Feldhuhn, Fasan, Distelfink, weiteren Vögeln und Jagdutensilien

Öl auf Leinwand (doubliert). 63 x 48,5 cm.

Das Feldhuhn hängt, an einem Faden befestigt, kopfüber in einer steinernen Nische – eine erlegte Jagdbeute, und doch verleiht Abraham Mignon ihr Schönheit und Eleganz. Die zur Seite sich öffnenden Flügel sind rhythmisch gefächert, das Weiß der Federn wird zum Rumpf hin strahlender und heller, der Kopf des Vogels, in hellem Ocker leuchtend, ruht sanft auf einer samtgrünen Jagdtasche. Dort, auf dem Tisch, sind weitere Vögel abgelegt, ein Dompfaff, ein Distelfink, ein Rebhuhn, ein Fasan sowie Blaumeisen. Neben der Jagdtasche vervollständigen Jagdutensilien wie das Horn oder die korkenzieherförmige Lockpfeife das Arrangement. Mignon erweist sich hier als Meister seines Fachs, er lenkt gekonnt den Blick von oben nach unten, steigert dabei den Reichtum der Farben und Formen und macht überdies die mannigfaltige Stofflichkeit des Gefieders und der Jagdutensilien fühlbar. Die Raffinesse dieses Stilllebens im Kolorit, in der Komposition und in den Formen entspricht dabei dem intendierten aristokratischen oder patrizischen Betrachter, war die Jagd doch ein Privileg, das höheren Ständen vorbehalten war.
Bereits der Kunsthistoriograph Arnold Houbraken hat im frühen 18. Jahrhundert die Bedeutung des Deutschen Abraham Mignon für die niederländische Malerei des goldenen Zeitalters hervorgehoben. Mignon entstammte einer hugenottischen Familie aus Frankfurt, eine Stadt, die mit Georg Flegel und Jakob Marrell eine eigene Tradition der Stilllebenmalerei entwickelt hatte. Mignon lernte bei Marrell und siedelte mit diesem nach Utrecht über, ein Schritt, der entscheidend sein sollte für seine künstlerische Karriere. Denn in Utrecht traf er auf Jan Davidsz. de Heem, der ihn künstlerisch prägen und dessen Werkstatt er später übernehmen sollte. Abraham Mignon ist vornehmlich für seine Blumen-, Obst- und Waldbodenstillleben bekannt (vgl. Lempertz-Auktion 1209, Köln, 19.11.2022, Lot 1563). Das vorliegende Jagdstillleben, seit langem in einer süddeutschen Privatsammlung, stellt eines von knapp 15 Werken dieser Gattung im Œuvre Mignons dar. Betrachtet man deren Entwicklung, zeigt sich eine zunehmende Beherrschung des Arrangements von Tieren und Jagdutensilien, eine zunehmende Klarheit und Eleganz in der Komposition, wie sie dem vorliegenden Stillleben zu eigen ist. Dies wird offenkundig, wenn man etwa die Darstellung des Feldhuhns hier vergleicht mit der Darstellung von Hähnen in früheren Werken, deren Silhouetten unruhiger, deren Federn buntfarbiger sind.
Die Kunst des Jagdstilllebens lernte Abraham Mignon unter anderem von Willem van der Aelst, der nach Aufenthalten in Italien und Frankreich eine erfolgreiche Werkstatt in Amsterdam führte (Abb. 1). Abraham Mignon hat das Arrangement dieses Stilllebens später noch einmal zu einer größeren Komposition erweitert, mit dem Feldhuhn im Bildzentrum, jedoch mit einem reicheren Repertoire an Tieren und Jagdutensilien, welches sich nicht zufällig in einer fürstlichen Sammlung befindet (Sammlung der Herzöge von Anhalt, Stiftung Dessau-Wörlitz, Schloss Mosigkau, Inv.-Nr. 11).

Abb. 1/Ill. 1: Willem van Aelst: Stillleben mit Jagdgeräten und Rebhuhn / Still Life with Hunting Tools and Partridge, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.

Provenienz

Italienische Sammlung. - Galerie Müllenmeister, Solingen, 1979 (verso Klebeetikett). - Süddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Magdalena Kraemer-Noble: Abraham Mignon 1640-1679, Catalogue Raisonné, Petersberg 2007, S. 270-271, Nr. 110.