Flusslandschaft mit Windmühle
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Lot 1644 Dα

Flusslandschaft mit Windmühle Bedeutende Miniatur aus dem Atelier der Castrucci

Auktion 1230 - Übersicht Köln
17.11.2023, 17:30 - Kunstgewerbe - Möbel
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 15.120 € (inkl. Aufgeld)

Flusslandschaft mit Windmühle
Bedeutende Miniatur aus dem Atelier der Castrucci

Hartsteinmarketerie aus verschiedenen farbigen Marmors und Halbedelsteinen wie Jaspis, Karneol und Achat. H 6,5, B 9,5 cm. Vergoldeter kannelierter Weichholzrahmen, H 18, B 22,4 cm.
Prag, Anfang 17. Jh.

1592 wurde der Florentiner Steinschneider Cosimo Castrucci an den Prager Hof berufen. Kaiser Rudolf II. war ein großer Liebhaber des Steinschnitts, von Kameen und Commessoplatten, und, wie viele seiner Zeitgenossen, überzeugt von der heilenden Wirkung der Steine. So ist es verständlich, dass der Kaiser die beiden größten Meister ihrer Zeit, Cosimo Castrucci und Ottavio Miseroni für seinen persönlichen Bedarf verpflichten wollte.
Das erste von Cosimo Castrucci signierte und datierte Werk für den Prager Kaiserhof ist eine Tafel, die sich heute in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien befindet (Inv.-Nr. KK 3037). Es handelt sich um eine kleine Tafel mit 18,3 x 24,5 cm Größe, die von Cosimo Castrucci stolz rückseitig signiert und datiert wurde. Das Museum besitzt noch drei weitere Tafeln, u.a. auch eine größere, die die Opferung des Isaac darstellt (KK 3411).

Der Zauber dieser Tafeln liegt zum einen in der leuchtenden Farbenpracht der ausgesuchten Halbedelsteine und zum anderen in der Präzision des Steinschnitts, der an kostbare Juwelierarbeiten denken lässt. Castrucci verwendete dafür Achate in verschiedenen Farben, böhmischen Jaspis und Chalcedon, die wie bei großen Commessoplatten auf Schiefer als Trägermaterial appliziert werden. Über seine Vorlagen ist viel gerätselt worden, und man war der Meinung, dass er sich in der kaiserlichen Kupferstich- und Gemäldesammlung vor allem von Werken Pieter Bruegels, Paul Brils, Pieter Stevens´ und Aegidius Sadelers hat inspirieren lassen.

Nach Cosimo Castruccis Tod um 1602 hat sein Sohn Giovanni, der 1610 zum Kammeredelsteinschneider ernannt wurde, die Prager Werkstatt übernommen. Von ihm gibt es eine sagenhafte Commessoplatte mit Ansicht des Prager Hradschins, die sich gleichfalls in der Wiener Kunstkammer befindet. Die höfische Prager Steinschneidewerkstatt existierte wohl noch einige Jahre nach dem Tod des Kaisers 1612 weiter und wurde spätestens geschlossen, nachdem Ottavio Miseroni 1624 verstorben war.

Provenienz

Aus einer bedeutenden italienischen Sammlung.

Literaturhinweise

Vgl. Giusti, Pietre Dure and the Art of Florentine Inlay, London 2006, Abb. 104 f.
Zum Atelier von Castrucci s. Distelberger, The Castrucci and the Miseroni: Prague, Florence, Milan, in: Koeppe/Giusti, Art of the Royal Court, New York 2008, S. 29 ff.
S.a. ibd. fig. 35, der Kabinettschrank mit ähnlichen Einlagen, Prag 1621 - 23, aus dem Liechtenstein Museum Wien.
S.a. ibd. Kat. Nrn. 66 ff.