Lot 269 Dα

Wilhelm Brücke gehört neben Eduard Gaertner zu den bedeutendsten Architekturmalern Berlins im 19. Jahrhundert. Seine Ansichten der aufstrebenden Metropole zeichnen sich durch ihre präzise Zeichnung, das warme Kolorit und die Verbindung weiter Perspektiven mit einer abwechslungsreichen Figurenstaffage aus. Auf unserem Bild gesellen sich zur paradierenden Kavallerie einige Zuschauer, insbesondere des gehobenen Bürgertums, die teils dem Aufzug zugewandt, teils jedoch miteinander im Gespräch stehen. Vervollständigt wird die Staffage durch eine wartende Droschke und zwei spielende Hunde links.
Die Parade findet auf dem Berliner Prachtboulevard Unter den Linden statt, vor der Kulisse des Kronprinzenpalais‘. Dieses im 17. Jahrhundert errichtete Stadtpalais bezog 1793 Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm III., mit seiner Gemahlin Luise von Mecklenburg-Strelitz. Der Kronprinz wohnte dort auch nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1797, bis er 1840, in dem Jahr, in dem das vorliegende Gemälde entstanden ist, verstarb.
Links schließt sich an das Kronprinzenpalais die ebenfalls im 17. Jahrhundert errichtete Alte Kommandantur an, die im späteren 19. Jahrhundert im Neorenaissancestil umgebaut werden sollte. Dahinter ist schemenhaft das Königsschloss zu sehen, während am linken Bildrand, gegenüber des Kronprinzenpalais‘ noch zwei Fensterachsen des Zeughauses erkennbar sind. Ein zweites Gemälde von Wilhelm Brücke, mit der Ansicht des Boulevards Unter den Linden in Gegenrichtung, mit Blick auf das Zeughaus und die Neue Wache, befindet sich in der Sammlung des Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover.