Seltene italienische Komödienfigur 
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Lot 676 Dα

Seltene italienische Komödienfigur Ragonda

Auktion 1244 - Übersicht Köln
15.05.2024, 10:00 - Silber Porzellan Keramik
Schätzpreis: 4.000 € - 6.000 €

Seltene italienische Komödienfigur
Ragonda

Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Auf einem flachen Rundsockel stehend, den Kopf nach rechts gewandt, die Hände auf die Hüften gestützt, ihren Rock mit der rechten Hand raffend. In blauem Mieder mit eisenrotem Stecker, goldenen Schnüren, grünem, purpurgefüttertem Rock über gelbem Unterrock. Gesicht und Hände äußerst fein staffiert. Abgestrichener Boden mit Ritzmarke Z. Zipfel und Feder auf der Kopfbedeckung restauriert, ebenso ein Chip am rechten Saumrand des gerafften Rocks. H 19,5 cm.
Fürstenberg, um 1754, das Modell von Simon Feilner.

Reinhard Jansen publizierte 2001 auch die Stichvorlagen der italienischen Komödienfiguren, die erstaunlich verbindlich für die Porzellanproduzenten waren. Die Ragonda von Johann Jacob Wolrab, um 1720 verlegt in Nürnberg, findet sich in seinem Appendix "Stichfolgen" als Abbildung 7 auf Seite 5 in gleicher Haltung, den Kopf nach rechts gewandt, mit aufgestützten Händen den Rock rechts raffend. Auch die Details der Kleidung wurden vom Modelleur übernommen: Die Zipfelmütze mit dem Federbusch, die im Ausschnitt geraffte weiße Bluse und die oben gebauschten Ärmel. Sogar die vorgestreckte rechte Fußspitze ist zu erkennen.

Eine weitere gleiche Figur mit Halskrause und beidhändig gerafftem Rock, ebenfalls modelliert von Simon Feilner, veröffentlichte Siegfried Ducret unter Abb. 21 auch als Ragonda. Sie wurde 1960 im Zusammenhang mit der Sammlung Blohm von Sotheby's London versteigert. Eine solche Ausformung befindet sich noch in der Sammlung Victoria & Albert Museum London, acc. no. C.30-1961.

Der in Weiden in der Oberpfalz geborene Simon Feilner (1726 - 1798) verließ nach seiner Ausbildung im väterlichen Handwerk des Stuckateurs seine Heimat und ging nach Saarbrücken, Stuttgart und schließlich zur Porzellanmanufaktur in Höchst. Als der dortige Arkanist Johann Kilian Benckgraff von der Fürstenberger Porzellanmanufaktur abgeworben wurde, begleitete Feilner ihn. 1753/54 schuf er eine Serie aus 15 Komödienfiguren mit eigenem Charakter, die den Schöpfungen der anderen deutschen Manufakturen in nichts nachstehen.

Provenienz

Sammlung Baron von Born, Budapest, verst. Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus Berlin am 4. Dezember 1929, Lot 153.
Kunsthandel Röbbig, München.
Westfälische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Folgende publizierte Exemplare:
- Bei Ducret, Fürstenberger Porzellan. III Figuren, Braunschweig 1965, Abb. 11. (Dieselbe Figur bei Morley-Fletcher, Early European Porcelain & Faience as collected by Kiyi and Edward Pflueger, Vol. I German Porcelain, London 1993, S. 144 ff., die Figur ehemals Sammlung Emma Budge Hamburg, danach Sammlung Otto und Magdalena Blohm, Hamburg.)
- Bei Jansen (Hg), Commedia dell’Arte Fest der Komödianten. Keramische Kostbarkeiten aus den Museen der Welt, Stuttgart-Düsseldorf 2001, Kat. Nr. 116, aus dem Museum Angewandte Kunst Frankfurt.
- Dort erwähnt weiteres Exemplar im Focke-Museum, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.