Lot 1508 Dα

Wenn die alte Zuschreibung an Peruzzi zutrifft, entstand das Blatt möglicherweise im Zusammenhang mit seinen Darstellungen von Sternbildern an der Decke der Sala di Galatea in der Farnesina, Rom.
Aion personifiziert das göttliche Fluidum, die Seele, die auch nach dem Tod des Körpers weiterexistiert. Die Schlange, die sich um seinen Körper windet, ist ein Symbol der Unsterblichkeit der Seele und des sich stetig erneuernden Lebens. Aion wird als "Seele der Welt" und "Herr des Lichtes" verehrt; er verkörpert die Ewigkeit, die über den Kosmos, die Sphäre der Planeten, herrscht und wird mit einer kosmischen Ära gleichgesetzt. - Die Verehrung Aions steht in engem Zusammenhang mit dem Mithraskult, in dem er mit dem aus einem Ei geborenen orphischen Gott Phanes verschmilzt. Seine Darstellung geht auf ein römisches Relief zurück, das sich heute in der Galleria Estense in Modena befindet.
Es gibt weitere Beispiele für die Darstellung des Aion im 16. Jahrhundert. Francesco Salviati schuf 1543/45 ein Fresko mit diesem Thema in der Sala di Udienza im Palazzo Vecchio, Florenz. Sein Aion hält sich eng an das antike Relief. Von Pellegrino Tibaldi stammt eine Zeichnung, die sich in den Weimarer Kunstsammlungen befindet (vgl. Kat. "Geheimster Wohnsitz", Im Blickfeld der Goethezeit, Bd. III, Weimar 1999, S. 178f., Nr. 55).