Francois Antoine Bossuet - PROZESSION IN SEVILLA. - image-1

Lot 1371 Dα

Francois Antoine Bossuet - PROZESSION IN SEVILLA.

Auktion 920 - Übersicht Köln
17.05.2008, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 25.000 €
Ergebnis: 40.800 € (inkl. Aufgeld)

Signiert und datiert unten rechts: Bossuet 1873.
Öl auf Leinwand. 60,8 x 83 cm.
Verso ein Kleebetikett mit der handschriftlichen Notiz: "...J. Bossuet."

Dieses 1873 datierte Gemälde stellt die verkleinerte Replik eines Hauptwerks von Francois Bossuet dar, das dieser 30 Jahre zuvor geschaffen hat und das sich heute im Königlichen Museum in Brüssel befindet (Musée royal des Beaux Arts, Inv.-Nr. 605). Es zeigt eine Prozession in Sevilla, wie uns die prominent ins Bild gesetzte monumentale gotische Kathedrale der andalusischen Stadt auf den ersten Blick kenntlich macht.
Aufgrund der exakten Wiedergabe der Stadttopographie können wir den Betrachterstandpunkt im Bild genau bestimmen. Wir schauen vom Westen her auf die Calle Alemanes, die nördlich an der Kathedrale vorbeiführt, zur Rechten sehen wir die Mauer des Patio de los Naranjos, des Orangenhofs der Kathedrale. Als markantes architektonisches Element ragt der ursprünglich als Minarett einer Moschee errichtete Turm der Kathedrale, die „Giralda“, in den Himmel.
Dargestellt ist die Prozession zu Ehren der zwei Stadtpatroninnen von Sevilla, der hll. Rufina und Justa, von denen es heißt, sie - die Töchter eines Sevillanischen Töpfers aus dem 3. Jahrhundert - hätten sich geweigert, heidnische Götzen anzubeten und dafür den Märtyrertod erlitten. Dass es sich um eine Prozession zu Ehren dieser beiden Heiligen handelt, lässt sich an der Prozessionsfigur erkennen, die - wenn auch nur schemenhaft - zwei weibliche Darstellungen zeigt, die ein Modell der „Giralda“ flankieren. Diese Darstellung entspricht der traditionellen Ikonografie der hll. Rufina und Justa, wie etwa der Vergleich mit einem Altargemälde Esteban Murillos zeigt, das sich heute noch in der Kathedrale befindet.
Zwei Qualitäten kennzeichnen dieses Werk Bossuets: Die topographische Genauigkeit und die Behandlung des Lichts, mit deren Hilfe der Künstler die Atmosphäre einer lebendigen, bunten Prozession in der südspanischen Stadt evoziert.
Die topographische Exaktheit in diesem Werk zeugt dabei von dem Interesse, das Bossuet der Perspektive entgegenbrachte und das dazu führte, dass er Lehrer für Perspektive an der Königlichen Akademie in Brüssel wurde. Der vielgereiste Bossuet dürfte das Thema während einer seiner Aufenthalte in Spanien gefunden haben, wohin er - wie auch nach Portugal, Marokko, Deutschland und Holland - oft reiste. Dass er ein 30 Jahre zuvor geschaffenes Werk nochmals malte, verdeutlicht die Bedeutung dieser Komposition für sein Schaffen.