Johann Heinrich Tischbein d. Ä. - BILDNIS DES LANDGRAFEN WILHELM VIII. VON HESSEN-KASSEL - image-1

Lot 1718 Dα

Johann Heinrich Tischbein d. Ä. - BILDNIS DES LANDGRAFEN WILHELM VIII. VON HESSEN-KASSEL

Auktion 957 - Übersicht Köln
15.05.2010, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 35.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 43.200 € (inkl. Aufgeld)

Johann Heinrich Tischbein d. Ä.

BILDNIS DES LANDGRAFEN WILHELM VIII. VON HESSEN-KASSEL

Öl auf Leinwand (doubliert). 141 x 118 cm ohne Rahmen.

Wilhelm VIII. übernahm nach dem 1730 erfolgten Tod seines Vaters, des Landgrafen Karl, zunächst nur als Regent seines älteren Bruders Friedrich die Herrschaft in Hessen-Kassel. Seit 1720 war dieser König von Schweden und regierte die Landgrafschaft Hessen-Kassel nominell von Stockholm aus, wobei er seinem Bruder in Kassel jedoch weitgehend freie Hand ließ. Erst nach dem Tod Friedrichs 1751 folgte ihm Wilhelm auch offiziell als regierender Landgraf nach. Die späte Regierungszeit Wilhelms VIII. wurde vom Siebenjährigen Krieg geprägt, in dem sich der Landgraf auf verschiedenen Seiten engagierte. Daneben widmete sich Wilhelm seiner Gemäldesammlung, die den Grundstock der heutigen Kasseler Gemäldegalerie bildet. Nachfolger Wilhelms wurde nach seinem Tod 1760 sein Sohn Friedrich II. (siehe Lot 1719).
Das Dreiviertelbildnis des Landgrafen ist in leichter Untersicht angelegt, was die Herrscherwürde des Dargestellten unterstreicht. Die Schlachtenszene des Landschaftshintergrunds betont zugleich die militärische Stellung Wilhelms VIII., wie auch der Prunkharnisch, der Ritterhelm und der energisch empor gehaltenen Kommandostab in der Rechten, während die linke den Griff des Degens umspannt. Das barocke Selbstverständnis komplettieren der üppig drapierte, hermelinbesetzte Mantel sowie der Stern des polnischen Weißen Adler-Ordens am blauen Ordensband.
Das Gemälde befindet sich im originalen Rahmen aus der Zeit des Rokoko, geschaffen von dem Innenarchitekten und Dekorationsbildhauer Johann August Nahl d. Ä. (1710 Berlin - 1785 Kassel), der seit 1755 in Kassel tätig war. Der außergewöhnlich reich geschnitzte Rahmen wird von einem Fürstenhut bekrönt und von sprühenden Rocailleformen, Blütenzweigen, Füllhörnern und Bändern phantasievoll umspielt.

Zertifikat

Anna-Charlotte Flohr, Hamburg, 23.2.2010 ("Die malerische Qualität des Gemäldes [ist] offensichtlich und lässt keinen Zweifel daran, dass es von der Hand Johann Heinrich Tischbeins d. Ä. stammt.")

Literaturhinweise

Anna-Charlotte Flohr: Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-1789) als Porträtmaler mit einem kritischen Werkverzeichnis, München 1997, Nr. W 2, S. 294 (dort nach Begutachtung eines s/w-Fotos als Werkstattarbeit eingestuft; diese Auffassung korrigiert die Verfasserin in ihrem aktuellen Gutachten).